Hinweise und Ideen sind immer willkommen
TU Chemnitz und Stadt rücken das Wohl von Ausländern ins Gespräch - Podiumsdiskussion ergab einige Verbesserungsvorschläge
Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prorektorin für Marketing und Internationale Beziehungen, moderierte die Podiumsdiskussion, an der sich auch TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes (r.) und der Ausländerbeauftragte der Universität, Mutchima Sittiho, beteiligten. Foto: Christine Kornack |
"Eine Universität des 21. Jahrhunderts kann nur international vernetzt existieren", begründete Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prorektorin für Marketing und Internationale Beziehungen, die Motivation der TU Chemnitz, zukünftig mehr ausländische Studierende für die Universität und auch die Stadt zu gewinnen. Einen weiteren Anstoß für diese Bestrebungen gab die TU mit einer Podiumsdiskussion zum Thema "Wie können wir die Attraktivität des Standorts Chemnitz für ausländische Studierende erhöhen?" am 22. Januar 2008. Auf dem Podium war auch Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig präsent, die bestätigte: "Das Thema Internationalisierung steht bei uns ganz klar auf der Tagesordnung." Mit ihrer Anwesenheit wollte Ludwig die Bedeutung der Thematik für die Stadt und auch für sie persönlich unterstreichen.
Derzeit leben unter den rund 245.000 Chemnitzern etwa 7.200 Ausländer, an der TU kommen 685 von 10.682 Studierenden aus anderen Ländern. Eine aufstrebende Universität wie die TU Chemnitz brauche mehr ausländische Studierende, sagte TU-Rektor Prof. Dr. Klaus-Jürgen Matthes und sprach die anwesenden Ausländer bei der Podiumsdiskussion an: "Sie sind heute die Botschafter, Sie müssen in Ihre Heimatländer tragen, welche Studien- und Lebensbedingungen hier herrschen."
Im Verlauf der Podiumsdiskussion konnten viele Verbesserungsvorschläge zusammengetragen werden. Häufig wurde der Wunsch nach mehr englischsprachigen Angeboten geäußert, sowohl bei Vorlesungen als auch bei Unterrichtsmaterialien und Informationen im Internet. Einige weitere Anregungen waren der Einsatz von fachlichen Tutoren, die neben der Betreuung der ausländischen Studierenden durch das Internationale Universitätszentrum regelmäßig Zeit haben, als Ansprechpartner in der jeweiligen Forschungsrichtung zur Verfügung zu stehen, eine stärkere Unterstützung der Betreuung von Gastwissenschaftlern, der Aufbau eines persönlichen Kontakts von Chemnitzer Bürgern zu ausländischen Studierenden durch die Gewinnung von Gastfamilien, spezielle Sprachkurse für Fachbegriffe, mehr Anreize für deutsche Studierende, sich am Patenprogramm sowie an den Aktionen des Clubs der Kulturen zu beteiligen, der Aufbau einer Praktikantenbörse, über die vor allem ausländische Studierende Praktikumsplätze in der Industrie vermittelt bekommen können sowie die Einbeziehung ausländischer Uniangehöriger in die Essensplanung der Mensa. Mehrfach wurde bei Wortmeldungen aus dem Publikum formuliert, dass es bereits eine ganze Reihe wertvoller Angebote gebe, dass diese aber besser publik gemacht werden müssten, damit sie von den Interessierten im richtigen Zeitpunkt in Anspruch genommen werden können.
"Oft reichen kleine Gesten, die den ausländischen Uniangehörigen zeigen, dass sie willkommen sind - zum Beispiel ein Hinweisschild auf Englisch, ein englischer Vortrag am Dies academicus oder ein zweisprachiger Speiseplan in der Mensa - das wären für die Ausländer Signale, dass man an sie denkt", schlug Dr. Teresa Pinheiro vor, die die Juniorprofessur Kultureller und Sozialer Wandel an der TU inne hat. "Einen Speiseplan auf Englisch können wir umsetzen", stellt Stefan Ukat, Geschäftsführer des Studentenwerkes Chemnitz-Zwickau, in Aussicht. Im Studentenwerk sei bereits seit Oktober 2007 eine ausländische Praktikantin beschäftigt, die sich um das Thema Internationalisierung kümmere, die Bedürfnisse aufspüre und auch schon erste Aktionen initiiert habe. So gäbe es nun im Club der Kulturen einen interkulturellen Stammtisch, der vom Studentenwerk betreut werde und zur besseren Integration beitragen solle. "Außerdem haben wir in unseren Wohnheimen Sprecher gewählt, die helfen sollen, Verbindungen zwischen deutschen und ausländischen Bewohnern herzustellen. Denn 60 Prozent der ausländischen Studierenden leben in den Wohnheimen", berichtet Ukat.
Auch Oberbürgermeisterin Ludwig stellte bereits geplante Aktivitäten der Stadt in Aussicht. So solle im Sommer dieses Jahres ein vollständig überarbeiteter Internetauftritt von Chemnitz online gehen, denn "potenzielle Studierende schauen ins Netz". Zudem müssten Formulare verständlicher gestaltet werden und der Service in den Ämtern weiter verbessert werden, zum Beispiel durch den Einsatz von mehr englischsprachigen Mitarbeitern in der Ausländerbehörde und der Meldestelle. Dass der Bedarf für diese Angebote da ist, bestätigte auch Dr. Pinheiro. Bei einigen Problemen - etwa Schwierigkeiten mit Aufenthaltsgenehmigungen oder Vorkommnissen mit rechtsradikalem Hintergrund - seien ihr jedoch rechtlich die Hände gebunden, bedauerte die Oberbürgermeisterin. Dennoch müssten solche Aufgaben in Angriff genommen werden; ein erster Schritt sei, sie im Rahmen ihrer Bürgersprechstunde persönlich von Problemen zu unterrichten.
"Wir werden die heute aufgekommen Vorschläge intensiv auswerten und freuen uns natürlich über weitere Hinweise und Ideen", zog Zanger als Resümee der Podiumsdiskussion, die die Auseinandersetzung mit dem Thema weiter auf den Weg gebracht habe. Für die Zukunft wünscht sich die Prorektorin eine noch stärkere Beteiligung der ausländischen Studierenden, denn "nur wenn wir die bestehenden Probleme kennen, können wir adäquate Lösungen erarbeiten". Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Ausländern und Universitätsmitarbeitern wird auch Mutchima Sittiho beitragen, der seit kurzem Ausländerbeauftragter der TU Chemnitz ist. "Ich bin mir der Herausforderung dieses Amtes bewusst und möchte künftig sehr gern mit allen Partnern eng zusammenarbeiten", so der thailändische Promotionsstudent. Als wichtiger Partner an der TU Chemnitz agiert beispielsweise das Internationale Universitätszentrum seit Jahren mit zahlreichen Angeboten, sagte dessen stellvertretende Leiterin Ines Johann. Diese reichen vom Patenprogramm bis hin zur Unterstützung bei der Beantragung von Stipendien. Auch der Studentenrat der TU Chemnitz wolle sich für die Attraktivität des Standorts Chemnitz für ausländische Studierende einsetzen, sagte dessen Vertreter Jens Fankhänel. Er wünsche sich jedoch, dass die Studierenden aus dem Ausland die Fachschaftsräte und den Studentenrat stärker als bisher als studentische Interessenvertretung verstehen.
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Cornelia Zanger, Prorektorin für Marketing und Internationale Beziehungen, Telefon 0371 531-10030, E-Mail prorektor.marketing@tu-chemnitz.de.
(Autoren: Katharina Thehos und Mario Steinebach)
Katharina Thehos
23.01.2008