Nachwuchs-Physiker ausgezeichnet
Zwei an der TU Chemnitz entstandene Arbeiten der "Besonderen Lernleistung" erhielten den Qimonda-Physikpreis 2008
Preisverleihung in Dresden: Tim Motl und Elias Kögel vom Georgius-Agricola-Gymnasium und ihr TU-Betreuer Axel Fechner, Franz-Richard Kunze vom Johannes-Kepler-Gymnasium und sein Betreuer Dr. Thomas Blaudeck sowie Felix Wolf, ebenfalls vom Chemnitzer Kepler-Gymnasium (v.l.). Foto: FZD/Dr. Christine Bohnet |
Seit mehr als zehn Jahren öffnet die TU Chemnitz angehenden Abiturienten die Türen, wenn es um die Anfertigung von Projektarbeiten im Rahmen einer Besonderen Lernleistung (BeLL) geht. Auch Elias Kögel und Tim Motl vom Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz sowie Franz-Richard Kunze vom Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz wussten um diese Möglichkeit und fertigten ihre Projektarbeit im vergangenen Schuljahr an der TU Chemnitz an. Nun wurden beide Arbeiten von einer Fachjury mit dem Qimonda-Physikpreis 2008 ausgezeichnet.
Elias Kögel und Tim Motl verschrieben sich ganz dem Experiment. Sie entwarfen und bauten unter Betreuung von Axel Fechner an der Professur für Halbleiterphysik von Prof. Dr. Dietrich R.T. Zahn einen Messplatz auf, mit dem sie den Seebeck-Effekt für verschiedene Halbleitermaterialien untersuchen konnten. Der Seebeck-Effekt beschreibt vereinfacht gesagt, wie die elektronischen Eigenschaften von Halbleitermaterialien von der Temperatur abhängen. Er kommt in Thermometern für hohe Temperaturen sowie - in seiner Umkehrung - in Kühlaggregaten zur Anwendung. "Mit viel Freude und in erstklassiger Teamarbeit gelang es den beiden, den Messplatz mit dem Computer zu steuern und in Echtzeit auszulesen", lobt Fechner die beiden Nachwuchswissenschaftler und unterstreicht deren selbstständige Arbeitsweise. Der Messplatz wird inzwischen als Demonstrationsexperiment für Schüler genutzt.
Franz-Richard Kunze widmete sich einer theoretischen Fragestellung. Anhand eines einfachen mathematischen Modells entwickelte er selbstständig eine Simulationssoftware, mit deren Hilfe sich grundlegende Phänomene des Straßenverkehrs nachstellen lassen. Auch wenn nicht alle Fragen geklärt werden konnten, so zeigte die Arbeit doch Ansätze auf, wie etwa der mittlere Kraftstoffverbrauch und die Schadstoffbelastung in Staus verschiedener Länge und Dauer quantifiziert werden können. "Die Arbeit vereint ein beeindruckendes Programmierhandwerk mit einem großem Forschergeist", beurteilt Dr. Thomas Blaudeck, der die Arbeit in Kooperation mit der Professur Computerphysik von Prof. Dr. Karl Heinz Hoffmann begleitete.
Am 26. September 2008 fand in Dresden bei Qimonda die Preisverleihung statt, bei der die Schüler ihre Arbeiten noch einmal mit einem Vortrag präsentierten. Insgesamt wurden 21 Arbeiten aus ganz Sachsen für den Qimonda-Physikpreis nominiert. Neben den sechs Hauptpreisen wurden auch Anerkennungspreise vergeben, darunter an Felix Wolf, der seine BeLL über Fluoreszenzuntersuchungen an neuartigen Farbstoffsystemen ebenfalls an der TU Chemnitz bei Prof. Dr. Christian von Borczyskowski in Kooperation mit Prof. Eduard I. Zenkevich von der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Weißrussland anfertigte.
Seit 2000 koordiniert das Forschungszentrum Dresden-Rossendorf (FZD) den Wettbewerb "Schülerpreise für die besten Besonderen Lernleistungen (BeLL) im Fachbereich Physik", der vom FZD gemeinsam mit den vier sächsischen Universitäten ausgeschrieben wird. Ziel ist es, die besten Projektarbeiten im Fach Physik zu prämieren. Zugleich soll der begabte Nachwuchs für ein Physikstudium motiviert werden. 2008 wurde der landesweite Wettbewerb zum achten Mal ausgetragen.
Weitere Informationen erteilen Axel Fechner, Mitarbeiter am Institut für Physik, Telefon 0371 531-33021, E-Mail a.fechner@physik.tu-chemnitz.de, und Dr. Thomas Blaudeck, Mitarbeiter am Institut für Print- und Medientechnik, Telefon 0371 531-35610, E-Mail thomas.blaudeck@mb.tu-chemnitz.de.
(Autor: Dr. Thomas Blaudeck)
Stichwort: Besondere Lernleistung (BeLL)
Ende der 1980er Jahre führte die damalige Spezialschule Chemnitz mathematisch-naturwissenschaftlich-technische Richtung, das heutige Johannes-Kepler-Gymnasium, für interessierte Schüler die Möglichkeit ein, umfassende Projektarbeiten anzufertigen. Ausgehend vom Fach Informatik zeigte sich schnell, dass diese Schüler mit viel Fleiß und Selbständigkeit komplexe und vor allem fachübergreifende Themen in guter Qualität bearbeiten. Schnell zeigten sich auch andere Fachrichtungen der Schule von den Leistungen der Schüler beeindruckt, und so erfolgte Mitte der 1990er eine Ausweitung der Themen. Dem Schüler bzw. den Schülergruppen standen nun Mitarbeiter außerschulischer Einrichtungen zur Seite (allen voran der TU Chemnitz), und man erreichte eine weitere Steigerung der Qualität der Arbeiten, z. B. im Wettbewerb "Jugend forscht". Nach einem zweijährigen Modellversuch am Johannes-Kepler-Gymnasium können die Besonderen Lernleistungen seit dem Schuljahr 1999/2000 landesweit in die Abiturwertung eingebracht werden.
(Quelle: Johannes-Kepler-Gymnasium Chemnitz)
Katharina Thehos
29.09.2008