Fulltime-Job zwischen Hörsaal und Kinderzimmer
TU-Studentin Katharina Esche bringt Soziologiestudium und vier Kinder unter einen Hut
Mit Organisationstalent und Disziplin nutzt Katharina Esche die Zeiten, wenn ihre Kinder in der Schule und im Kindergarten sind, um ihr Soziologiestudium voran zu bringen. Foto: Tanja Rupp |
Studieren mit Kind ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Doch studieren mit vier Kindern erfordert schon eine ganze Menge Organisationstalent und Disziplin. Katharina Esche, Soziologie-Studentin an der TU Chemnitz, weiß das nur zu gut. "Mein Wecker klingelt morgens um halb sieben. Dann heißt es, Frühstück machen, Pausenbrote vorbereiten und meine Kleinste zum Kindergarten bringen. Danach hab ich etwa drei Stunden Zeit, um noch etwas für die Uni zu tun, bis dann alle meine Kinder wieder zuhause sind", erzählt Katharina Esche von einem typischen Tag im Leben einer vierfachen Mutter. Da ihr Mann berufsbedingt oft unterwegs ist, bleibt eben genug zu tun.
Schon seit mehreren Jahren hält sie dieser doppelten Belastung stand. Esche absolvierte zunächst eine Berufsausbildung zur Hotelfachfrau, bevor sie sich entschloss ihr Abitur auf dem Chemnitzer Abendgymnasium nachzuholen. "Mich hat das alles noch nicht ganz zufrieden gestellt. Ich wollte unbedingt noch etwas tun. Und da ich mir das auch zutraute, habe ich mich einfach auf dem Abendgymnasium angemeldet", so Katharina Esche. Bereits kurz nachdem sie angefangen hatte, bekam sie ihr erstes Kind - vor ihrem Abitur dann das zweite. Aber Aufhören kam für sie nicht in Frage. Ganz im Gegenteil: Nach ihrem Abschluss packte sie die Lust zu studieren und kurze Zeit später begann sie mit dem Studium der Wirtschaftsinformatik an der TU Chemnitz. Doch zwei Semester lang saß sie in den Vorlesungen und merkte immer mehr, dass das nicht das richtige Fach für sie ist. 2003 schrieb sie sich dann für das Soziologiestudium ein und hatte mit dieser Wahl genau ins Schwarze getroffen: "Das hat mich einfach total interessiert. Ich finde es spannend, etwas über soziale Zusammenhänge zu erfahren, den Menschen auf den Grund zu gehen und die Gesellschaft zu beobachten", schwärmt die angehende Soziologin.
Auf die Frage, ob es ihr denn immer so leicht gefallen ist, mit vier Kindern zu studieren, lächelt sie und sagt: "Natürlich stößt man manchmal an seine Grenzen. Aber irgendwie klappt es schon. Man muss sich da einfach organisieren und auch Prioritäten setzen. Sonst macht man sich schnell verrückt, wenn man alles auf einmal schaffen will." Doch für die 32-Jährige war es manchmal schon etwas anstrengend, sich in dem kleinen Zeitfenster, das für das Lernen gedacht ist, immer voll und ganz auf das Studium zu konzentrieren. Da ist es eine enorme Erleichterung, dass sie mittlerweile keine Vorlesungen und Seminare mehr besuchen muss. Und dass, obwohl sie mit ihrem Diplomstudiengang eigentlich recht flexibel war, wie sie betont. Einen Bachelorstudiengang dagegen schätzt sie aufgrund des strafferen Stundenplans als relativ schwierig ein. Doch mit der großen Unterstützung, die sie von allen Seiten bekommt, hätte sie das wahrscheinlich auch geschafft. "Alle standen stets hinter mir und meiner Entscheidung. Ohne meine Eltern, meinen Mann und auch meine Kommilitonen hätte ich das nicht so gut hinbekommen. Da hatte ich wirklich großes Glück", erzählt die Studentin und resümiert: "Die letzten Jahre waren wirklich toll, und wenn ich zurückblicke, dann würde ich alles wieder genau so machen."
Jetzt arbeitet Katharina Esche aber erst einmal an ihrer Diplomarbeit, die sie noch in diesem Jahr abschließen möchte. Wie es beruflich danach weiter geht, kann die Powerfrau allerdings noch nicht genau sagen. Da sie sich an der TU Chemnitz aber sehr wohlfühlt, könnte sie sich gut vorstellen, auch nach ihrem Studium an der Uni zu bleiben - als Mitarbeiterin oder vielleicht sogar als Promovendin.
(Autorin: Tanja Rupp)
Katharina Thehos
23.06.2009