Keine Angst vor der Chemie: Wenn es im Hörsaal so richtig qualmt und kracht, dabei noch die Funken fliegen und die Flammen lodern, dann fühlt sich Prof. Dr. Heinrich Lang so richtig in seinem Element. Und die Kinder im Hörsaal dankten es ihm und seinem Team auch dieses Mal. Fotos: Christian Schenk |
Feuerfeste Taschentücher, leuchtende Schwerter und schweißende Zigarren
Hier flog die Kinder-Uni Chemnitz beinahe in die Luft: TU-Chemiker ließen es so richtig krachen und bewiesen, dass man selbst mit einem Gartenschlauch einen Tresor knacken kann
Besucherrekord in der Kinderuni Chemnitz: Etwa 650 Mädchen und Jungen saßen am 30. Mai 2010 in der Experimentalvorlesung "Glanzpunkte der Chemie". Prof. Dr. Heinrich Lang, Inhaber der Professur für Anorganische Chemie, und sein Team entführten die Juniorstudenten - und per Videoübertragung auch deren Eltern im benachbarten Hörsaal - auf einem unterhaltsamen Streifzug durch die wunderschöne und spektakuläre Welt der Chemie.
Am Anfang näherte sich Prof. Lang mit Helium gefüllten Lungenflügeln und lustiger Donald-Duck-Stimme dem staunenden Publikum. Danach stellte er gemeinsam mit Ute Stöß noch schnell eine mit Orangensaft betriebene chemische Uhr und ließ dann mit einer lautstarken Knallgasreaktion die Uni in die Luft fliegen. Keine Angst: Der Hörsaal blieb unversehrt. Auch die Kinder hatten maximal einen kleinen Schreck bekommen, als eine Blechdose mit dem Uni-Logo und zwei Engelsflügeln versehen durch den Raum jagte.
Mit einer anschließenden Wasserstoff-Ballon-Explosion zeigten der Professor und sein Team, dass Chemie manchmal auch mächtig gefährlich sein kann. Prof. Lang erinnerte damit an den Zeppelin "Hindenburg", der am 6. Mai 1937 bei der Landung in Lakehurst in Flammen aufging. Als mahnendes Foto erschien ein Schwarz-Weiß-Bild auf der Leinwand. Doch farbenfroh und richtig heiß ging es gleich weiter in der Chemievorlesung - etwa mit den tanzenden Feuern.
Große Augen machten die Kinder, als plötzlich Glühwürmchen bei einer katalytischen Oxidation von Ammoniak entstanden. Und insbesondere die Jungs im Raum staunten nicht schlecht, als Prof. Lang zeigte, wie die verschiedenfarbigen Lichtschwerter der berühmten Sternenkrieger - bekannt aus den Star-Wars-Filmen - entstehen. Verantwortlich dafür ist die Chemolumineszenz - ein Fachbegriff, den die meisten Kinder nach der Vorlesung sicher wieder vergessen haben. Doch dass Flaschengeister, feuerfeste Taschentücher und Dachrinnen hinunterrutschende Dämpfe im Vortrag eine Rolle spielten, das weiß sicher heute noch jedes Kind, das am Sonntag auf den Campus kam.
An chemische Zauberei grenzte sicher für viele, dass man mit einer speziellen Zigarre auch schweißen, mit einem Stück handelsüblichen Gartenschlauch einen Safe knacken oder mit einer Banane einen Nagel einschlagen kann. Und dass in bunten Gummibären gewaltige Mengen Energie stecken und deshalb nicht nur hell leuchten sondern auch merkwürdig brummen können, hat sicher auch niemand zuvor geahnt. Mächtig kalt ging es zu, als Prof. Lang nachwies, dass der alte Holzmichel noch lebt und zudem sogar mächtig qualmt - unter Opas altem Filzhut oder beim Essen von knusprigen Keksen.
Ein Experiment jagte innerhalb von 90 Minuten das nächste - da wurde aus Stärke, Iodsäure und Natriumsulfit Cola hergestellt (bitte nicht nachmachen!), da explodierte Watte auf der Handfläche mutiger Kinder - und sogar eine Schneeballschlacht wurde über viele Bankreihen hinweg angezettelt sowie für die Erwachsenen Bier gebraut. Ein Experiment musste jedoch Prof. Lang seinen kleinen und großen Fans schuldig bleiben: Da ein Transformator defekt war, konnten die Chemiker dieses Mal nicht zeigen, dass Spreewaldgurken leuchten können. Dafür schmeckten sie um so besser - dem Professor und einigen Kindern in den ersten Reihen. Diesen Versuch gibt es ganz sicher auch bei einer der nächsten Experimentalvorlesungen der Chemiker an der Chemnitzer Uni zu sehen - die übrigens längst Kultstatus haben. Ein Vati sagte am Ende, dass er sich in der Kinderuni in seine Schulzeit zurückversetzt sah, als er selbst als Schüler an der Universität an einer Schauvorlesung der Chemie teilnahm. Heute kam er gemeinsam mit seiner Tochter an die TU.
Weitere Informationen zur Kinder-Uni der Technischen Universität Chemnitz: www.tu-chemnitz.de/kinderuni
Kontakt: Brita Stingl, Telefon 0371 531-13300, E-Mail kinderuni@tu-chemnitz.de
Mario Steinebach
30.05.2010