Sparen und genießen
Die Germanistikstudentin Florentina Liefeith erklärt, wie sie ihren Unialltag gestaltet und nebenbei noch Geld spart
Miete, Nahrungsmittel, Fachbücher und Kopien reißen jeden Monat ein tiefes Loch in das Portemonnaie des Studenten. Sollte man deshalb auf Sportkurse, Kino- und Theaterbesuche verzichten? Nein, meint Florentina Liefeith. Die Germanistik-Studentin weiß, wie und wo man richtig haushalten und dennoch das reiche Kulturangebot des Campus nutzen kann.
2011 zog sie vom ländlichen Idyll in der Nähe von München nach Chemnitz, um in Sachsen Psychologie zu studieren. "Ich wollte mir damit einen dreijährigen Traum erfüllen. Ich hatte bereits einige Praktika in dieser Richtung absolviert und so platt es auch klingt: Ich hatte immer schon Interesse an Menschen. In meinem Freundeskreis bin ich auch die Hobbypsychologin", erklärt sie. Trotz ihres guten Abiturs reichte es letztendlich nicht, um sich ihren Traum zu erfüllen. Dies war für Florentina Liefeith jedoch kein Grund heimzukehren. Statt Psychologie nahm sie an der Technischen Universität Chemnitz ein Germanistikstudium auf. "Germanistik ist mein zweites Steckenpferd. Ich war immer gut in Deutsch, hab bei der Abi-Zeitung mitgearbeitet und bei Regionalzeitungen, deshalb dachte ich, dass Germanistik nicht falsch ist", begründet die Studentin ihre Wahl.
Ebenso selbstverständlich, wie Florentina Liefeith sich letztlich für ein Germanistikstudium entschied, fiel ihre Wahl auf die drittgrößte Stadt Sachsens. Natürlich hätte sie ebenso in München studieren können, gibt sie zu, aber besonders die hohen Lebenserhaltungskosten in Bayern sprachen dagegen. "Ich bekomme kein BAföG und habe pro Monat deshalb um die 500 Euro zur Verfügung für Wohnen, Leben und Essen", erklärt sie. In Chemnitz kommt sie mit diesem Geld gut zurecht, das sie teilweise von ihren Eltern und ihrem Nebenjob als Nachhilfelehrerin für Deutsch und Englisch bezieht. Am Ende des Monats bleiben nach allen Abzügen sogar 80 Euro über, die sie für Reisen mit Freunden nach Irland oder an die Nordsee spart.
Obwohl das Leben in Sachsen im Vergleich zu Bayern günstiger ist, hatte sie große Zweifel, ob sie mit ihrem Geld über den Monat kommen könnte, und entschied sich deshalb gleich zu Beginn des Studiums, einen Finanzplan aufzustellen. "Ich habe verschiedene Spalten, wie `Uni´. Darunter fallen Kopiergeld, Bücher oder Reader. Eine andere Spalte steht für den Haushalt, Essen und Luxus", beschreibt die Studentin ihren Plan, den sie vor Kurzem sogar im ZEIT-Studienführer vorstellte. Neben Kosten für Nahrungsmittel lassen sich Fixkosten wie Semesterbeiträge und Miete auf ihrer Liste ablesen. Der Semesterbeitrag beträgt 201,10 Euro, der einmal pro Semester bezahlt werden muss. Die Summe setzt sich aus 136 Euro für das Semesterticket, 58,10 Euro für das Studentenwerk und 7 Euro für den Studentenrat zusammen. "Besonders das Studententicket ist eine super Sache, denn dann muss man für die Fahrten innerhalb von Sachsen nichts ausgeben", freut sich die Studentin. Eine weitere größere Summe nimmt die Miete ein. Mit einem Grundbetrag von 178 Euro bezahlt die Germanistik-Studentin zuzüglich Stroms 206 Euro im Monat. "Ich wohne mit drei Jungs in einer WG, die fünf Minuten von den Wohnheimen entfernt ist. Die WG kam durch Zufall zustande und ich fühle mich in ihr sehr wohl." In der WG-Küche kocht die Studentin allerdings nur am Wochenende und dann häufig Nudeln. Innerhalb der Woche geht sie regelmäßig in der Mensa essen, wo das Gericht für Studenten zwischen 1,40 Euro und 2,70 Euro kostet. Die Spalte "Essen" belastet dank des günstigen Mensaessens das studentische Portemonnaie kaum und auch beim Einkauf schaut sie nach preiswerten Angeboten. Auf die Qualität achtet sie aber trotzdem und das nicht nur im Supermarkt. "Obst und Gemüse besorge ich häufig vom Markt, weil es einfach frischer und regional ist."
Die größten Kostenfaktoren sind Luxusartikel und Freizeitbeschäftigungen. "Die Verlockung ist groß, Klamotten zu kaufen, wenn man in zehn Minuten in einem Geschäft steht, und auch so bietet die Stadt viele Möglichkeiten", weiß sie zu berichten, denn viele Freizeitangebote nutzt sie selbst regelmäßig. Beispielsweise ist ein Besuch des studentischen Filmclubs "mittendrin" einmal im Monat Pflicht und mit 3 Euro sehr günstig. Nach dem Kinobesuch ist für weitere 3 Euro häufig noch ein Gang in einen Club möglich. Sollten am nächsten Tag, nach der langen Disconacht, die Füße und der Rücken schmerzen, dann geht die Studentin zur Entspannung schwimmen. Das Hallenbad hinter den Wohnheimen der Vettersstraße kostet für Studenten pro Tag 1,20 Euro. "Zusätzlich zum Schwimmen besuche ich einen Bauch-Beine-Po-Fitnesskurs und spiele Badminton", schwärmt sie vom umfangreichen Sportangebot der Uni Chemnitz. Neben dem Sport engagiert sie sich im Fachschaftsrat, dem sie seit diesem Sommersemester angehört, und singt als zweiter Sopran im Universitätschor. "Der Chorbeitrag beträgt pro Semester 24 Euro, aber es macht dafür auch sehr viel Spaß", versichert Florentina Liefeith, die bereits im Schul- und Kirchenchor gesungen hat und durch die Orientierungswoche auf den Chor aufmerksam wurde. "Es gibt so Vieles, was man tun kann, dass ich regelmäßig in Zeitnöte gerate." Beklagen möchte sie sich dennoch nicht und plant weitere Aktivitäten, wie einen Besuch der Oper Nabucco. "Die Karte habe ich für 5 Euro beim Studentenwerk bekommen", erklärt sie. Alle Studenten können, ausgenommen für Premieren und Sonderveranstaltungen, Tickets in Höhe von 5 Euro bis 7 Euro für Opern, Musicals und Theateraufführungen in Chemnitz erwerben. Die Karten sind beim Studentenwerk oder an der Abendkasse erhältlich.
Musical, Kino, Chor und Sport sind mittlerweile feste Bestandteile des Lebens von Florentina Liefeith, die sie trotz Zeitnöten immer wieder gerne in ihren Alltag integriert. Ihr Fazit zum Leben weit weg von der Heimat fällt dementsprechend positiv aus: "Natürlich vermisse ich meine Eltern, aber ich bin auch gerne in Chemnitz, besonders weil die Studentenangebote der Stadt und der TU eine ganz tolle Sache sind." Dass sich Miete, volle Einkaufstüten und ein abwechslungsreiches Freizeitangebot nicht ausschließen müssen, beweist Florentina Liefeith, die ihr Studentenleben in vollen Zügen genießt - und das ohne rotes Minus am Monatsende. "Wichtig ist, die Ausgaben im Auge zu behalten und zu schauen, was das Leben so kostet", empfiehlt sie anderen Studenten.
(Autorin: Sandra Edel)
Katharina Thehos
21.06.2012