Forschung hautnah und international erleben
Amerikanische Austauschschüler und Chemnitzer Gymnasiasten erkundeten die TU Chemnitz
Dunkle Wolken, hin und wieder ein Sonnenstrahl und starker Wind dominierten das Wetter am vergangenen Dienstag um 10.30 Uhr auf dem Campus der Technischen Universität Chemnitz. Bei diesen Aussichten vergeht schnell die gute Laune, möchte man meinen, aber weit gefehlt. Im B-Bau an der Reichenhainer Straße stehen 35 gut gelaunte Schüler im Foyer. In kleinen Gruppen unterhalten sich die Mädchen und Jungs über die Ereignisse der vergangenen Stunden, die sie an der TU Chemnitz verbracht haben.
Auf den ersten Blick scheint es sich bei den Schülern, um gewöhnliche Besucher zu handeln, die die Universität kennenlernen möchte. Doch bei genauem Hinhören wird klar, dass einige deutsch und andere englisch sprechen. Kein Wunder, denn die Gruppe gehört zum German American Partnership Program (GAPP), das seit 1999 zwischen dem Dr.-Wilhelm-André-Gymnasium in Chemnitz und der Carlton J. Kell Highschool in Marietta, Georgia, existiert. "Alle zwei Jahre findet ein Schüleraustausch statt", berichtet Heike Behrendt, die mit ihrer Kollegin Sieglinde Spranger von Seiten des Chemnitzer Gymnasiums das GAPP-Projekt betreut. Im vergangenen Herbst besuchten die Chemnitzer Schüler der 11. Jahrgangsstufe Marietta, während die amerikanischen Austauschschüler in diesem Jahr vom 15. Juni bis 28. Juni die Stadt Chemnitz besuchen.
"Unter der Leitung der beiden Englischlehrerinnen des Gymnasiums, Frau Behrendt und Frau Spranger, haben wir für die Austauschschüler ein umfangreiches Programm vorbereitet", erklärt Stephan Luther, der nicht nur Gastvater, sondern als Leiter des Universitätsarchivs auch Angehöriger der TU Chemnitz ist. Als Mitarbeiter der Universität wollte Luther den Austauschschülern neben der deutschen Kultur, die Universität zeigen. Aus der Idee entstanden zwei Exkursionstage, an denen die Schüler an Experimenten, Vorlesungen und Führungen teilnehmen konnten.
Zum Auftakt der Exkursion besuchten die GAPP-Teilnehmer am Montag, den 25. Juni, das Projekt "The Drum Beat" und erfuhren, welche Kraft nötig ist, um mit Drumsticks auf Pezzibälle zu schlagen. "Besonders für die Jungs war das sehr interessant, denn sie konnten sehen, welche Muskeln bei dieser Arbeit beansprucht werden", erinnert sich Heike Behrendt. Aber auch Anne Marie Colditz war von diesem Experiment begeistert, bei dem alle Schüler zuerst kräftig auf die Bälle schlugen und später ihre Werte wie Blutdruck auswerten konnten. "Es war mal was ganz anderes und hat viel Spaß gemacht", erzählt die 17-Jährige.
Am Dienstag fanden dann nach dem sportlichen Wochenstart Führungen, Vorträge und kleinere Experimente am Campus statt. "Sehr interessant fand ich die Lautsprecher aus Papier, denn ich wusste nicht, dass die so klein sein können", berichtet Judith Zemmrich über den Besuch des Instituts für Print- und Medientechnik. Für sie hat sich die Campus-Exkursion gelohnt, denn obwohl sie in Chemnitz lebt, war sie noch nie an der TU. Zukünftig könnte sich die Schülerin vorstellen, hier zu studieren, jedoch nichts Technisches. "Ich möchte etwas mit Sprachen machen, zum Beispiel Englisch", überlegt sie. Über diese Entscheidung dürfte sich ihre Englischlehrerin Heike Behrendt freuen, die die Schüler über die zwei Tage begleitet hat. "Die Exkursion an der Uni ist total spannend und es ist das erste Mal, dass alle Schüler richtig aufmerksam sind. Die Schüler können hier was mitnehmen und es ist eine Bereicherung für unser ganzes Programm", schwärmt sie. Mitnehmen konnten die Exkursionsteilnehmer viele Informationen aus der Print- und Medientechnik, dem Strukturleichtbau, der Fördertechnik, der Fabrikplanung und der Arbeitswissenschaft. In den unterschiedlichen Bereichen lernten sie, wie strapazierfähige Fasern und Plastikstoffe hergestellt werden, warum Schweine nach Erdbeeren riechen können und mit welchen körperlichen Einschränkungen ältere Menschen zu kämpfen haben.
Bei den Jugendlichen das Interesse für die Forschung wecken und ihnen die Vielseitigkeit der Universität zeigen, hatte sich Luther mit der Exkursion vorgenommen. "Am Ende der Woche fliegen die Austauschschüler zurück in ihre Heimat und der Besuch der TU Chemnitz stellt noch ein Highlight ihrer Deutschlandreise dar", meint Luther, der auch in den nächsten Jahren in begeisterte und neugierige Gesichter schauen möchte. "Wenn Interesse besteht, dann würde ich es wieder anbieten", erklärt er und fügt an: "Hier können sie Forschung hautnah erleben."
(Autorin: Sandra Edel)
Katharina Thehos
27.06.2012