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Von Chemnitz nach Oxford

Dr. Susanne Wagner, ehemalige TU-Dozentin, lehrt seit September 2012 an der Fakultät für Englische Sprache und Literatur der University of Oxford, einer Eliteuniversität mit ungewohnten Standards

  • Dr. Susanne Wagner lehrt seit September 2012 am Oriel College, einem der fünf ältesten Colleges in Oxford. Foto: privat

Irgendwie ist aus der Not eine Leidenschaft geworden. Susanne Wagner brauchte für ihr Lehramt-Studium in Latein noch ein zweites Hauptfach. Sie entschied sich für Englisch und schnell wurde klar, dass ihr diese Sprache besonders viel Spaß macht. Bis August 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin der Sektion English Language & Linguistics am Institut für Anglistik und Amerikanistik der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz. Mittlerweile unterrichtet sie an der Eliteuniversität University of Oxford. "Ich wollte mal gucken, was die Welt sonst noch so hergibt", resümiert Dr. Susanne Wagner.

Die ehemalige TU-Dozentin unterrichtet seit September 2012 an der University of Oxford und taucht damit in ein neues Universitätssystem ein, das sich deutlich von deutschen Standards unterscheidet. Die University of Oxford besteht aus 38 Colleges und daneben gibt es eigenständige Fakultäten. Wagner ist an der Fakultät für Englische Sprache und Literatur angestellt und hält Lehrveranstaltungen für die Master-Studenten ihrer Fakultät sowie für die Bachelor-Studenten des Oriel College. "Es braucht eine Gewöhnungszeit, um sich auf das Oxford-System umzustellen. Ich ertappe mich immer noch dabei, Semester anstatt Trimester zu sagen", so Wagner. Ihre Lehrinhalte berufen sich auf die sprachwissenschaftlichen Komponenten des Englischen. Neben Phonetik und Morphologie steht die Variationsforschung englischer Dialekte, die auch schon Bestandteil von Wagners Forschungsarbeiten an der TU Chemnitz waren, im Mittelpunkt ihrer Seminarthemen. "Das Unterrichten ist eher entspannt. Die stressigsten Tage sind die Korrekturperioden. Korrekturen werden hier spontan zugeteilt und man muss sich dann mit dem Co-Korrektor über die Note absprechen. Die Korrekturperioden sind deshalb für mich noch recht schwer zu überblicken. Es kam schon vor, dass ich einen Stapel von 70 Essays zu korrigieren hatte, den man sich dann über mehrere Monate gut einteilen muss", sagt Wagner.

Der Unterschied zwischen dem deutschen und englischen Universitätsbetrieb macht sich vor allem in der Zusammenarbeit mit den Studierenden bemerkbar. Wagner hat keine festen Arbeitszeiten: "Gerade, wenn Deadlines eingehalten werden müssen, dann muss ich mich darauf einstellen, um Mitternacht oder Sonntagnachmittag mit den Studenten oder Kollegen E-Mails auszutauschen." Generell beobachtet sie einen hohen Verantwortungsgrad der Lehrbeauftragten gegenüber ihren Studierenden. Vielleicht auch gerade weil die jungen internationalen Akademiker extreme Hürden überspringen, herausragende Noten mitbringen und sich rigiden Auswahlverfahren unterziehen müssen, bevor sie ihr Studium in Oxford beginnen können. "Hier studieren die Besten der Besten, das heißt aber nicht unbedingt, dass sie Genies sind, sondern offener und bereiter zu arbeiten", erzählt Wagner. Die ehemalige TU-Dozentin unterrichtet in kleinen Gruppen von zwei bis acht Teilnehmenden, sodass der Arbeitsumfang den Studierenden ein hohes Level an Engagement abverlangt: "Anders als in Deutschland muss ich keine Vorträge darüber halten, dass Texte nicht gelesen wurden. Allerdings muss ich mich auch auf die Eigenarbeit der Studierenden verlassen können, denn in den sechs bis acht Wochen Unterricht pro Trimester bleibt keine Zeit, Sachen liegen zu lassen."

Wagner bewarb sich Anfang Januar 2012 für eine Stelle an der University of Oxford. Sie entschied sich, Chancen im Ausland zu nutzen, weil ihre wissenschaftlichen Tätigkeiten im Rahmen des Wissenschaftszeitvertrags im September 2012 ausliefen. Das Interview für die Dozentenstelle an der University of Oxford fand im März 2012 statt und noch am gleichen Tag erhielt sie eine Zusage. "Ich saß gerade am Gate des Londoner Flughafens Heathrow. In dem Moment, als mein Handy klingelte, wusste ich, dass ich eine Zusage erhalten würde. Es war ein seltsames Gefühl. Ich ließ mir noch drei bis vier Tage Bedenkzeit, bis ich schließlich die Stelle annahm", erzählt sie.

Wagner war von 2009 bis 2012 am Institut für Anglistik und Amerikanistik beschäftigt und beendete dort ihre Habilitationsschrift über "Nullsubjekte in Englisch - Variable Regeln, variable Sprache?". Der Kontakt zu ihren ehemaligen Arbeitskollegen besteht weiterhin; mit ihnen will die Soziolinguistin auch künftig sprachwissenschaftliche Projekte verwirklichen.

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
28.03.2013

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