Mit zauberhaften Helden Hörsaalluft schnuppern
240 Schüler der Gebrüder-Grimm-Grundschule besuchten am 23. Mai 2013 eine Sondervorlesung der Kinder-Uni Chemnitz
Am 23. Mai 2013 stürmten etwa 240 Kinder gleichzeitig das Hörsaalgebäude der TU Chemnitz. Gemeint sind die Schüler aller zehn Klassen der Gebrüder-Grimm-Grundschule, die im Rahmen ihrer Projektwoche zum Thema "Märchen" gemeinsam mit ihren Lehrerinnen an die Uni kamen. Hier erwartete sie eine Sondervorlesung der Kinder-Uni Chemnitz. Prof. Dr. Cecile Sandten vom Institut für Anglistik/Amerikanistik der TU Chemnitz, entführte die kleinen und großen Zuhörer in die Welt der Kinderbücher aus der englischen Literatur. Alles drehte sich um Mogli, Harry Potter & Co. und um die Frage, warum wir Helden mögen. Sie stellte in ihrer Vorlesung einige der Autoren vor, die sich die Geschichten um Abenteuer mit wilden Tieren, Geistern und Zauberern ausdenken. Seit dem Jahr 1850 gibt es nachgewiesen Kinderliteratur, davor wurden zumeist Bibelgeschichten erzählt. Und warum werden überhaupt Geschichten erzählt? Geschichten erzählen ist ein menschliches Bedürfnis, denn der Mensch will das, was ihm passiert und was er erlebt anderen mitteilen. Einige Autoren hatten selber eine schwere Kindheit und verarbeiteten dies in ihren Büchern. So erfand Rudyard Kipling (1865-1936), der weit weg von seinem Elterhaus aufwuchs, in seinem "Dschungelbuch" den kleinen Waisenjungen Mogli, der im Dschungel unter Wölfen lebt und von Baloo dem Bären und Bagheera dem schwarzen Panther erzogen wird. Mogli heißt übrigens übersetzt "kleiner Frosch". J.M. Barrie (1860-1937) schuf Peter Pan, der Junge, der im Nimmerland lebt und der nicht erwachsen werden will. Und Lewis Carroll (1832-1898) schrieb das Buch "Alice im Wunderland", in dem das Mädchen Alice im Traum Abenteuer mit merkwürdigen Figuren, wie dem Hutmacher, dem sprechenden weißen Kaninchen und der Herz-Königin.
Die englische Kinderbuchautorin Enid Blyton (1897-1968) schrieb insgesamt 700 Bücher und mehr als 10.000 Kurzgeschichten für Kinder, die in fast 100 Sprachen übersetzt wurden. Besonders bekannt sind von ihr die Geschichten von Hanni und Nanni und die Fünf Freunde. J.K. Rowling war die wohl bekannteste Autorin, die in der Kinder-Uni-Sondervorlesung eine Rolle spielte. Durch ihre Geschichte um den Waisenjungen Harry Potter war sie wohl allen der Gästen der Kinder-Uni bekannt. Die Idee zu Harry Potter kam ihr auf einer Zugfahrt. Und sie wusste von Anfang an, dass es sieben Bände werden, in denen es um die Abenteuer des Zauberlehrlings und seiner Freunde geht. Prof. Sandten zeigte auch Videoausschnitte aus Filmen, die auf einem Buch basieren und erklärte den Juniorstudenten, dass es eine Stunde Filmmaterial benötigt, um eine Minute Film herzustellen. Im Buch werden die Situationen mit Drachen, Geistern und Bösewichtern beschrieben, im Film werden sie durch Bilder und Ton ersetzt.
Und warum mögen wir die Helden? Es macht Spaß, sich in die Geschichten hineinzudenken, erklärte Prof. Sandten. Und man wolle so sein, wie sein Held, nur ohne wirkliche Gefahr: mutig und unerschrocken und jede Menge Abenteuer erleben - am besten ohne die eigenen Eltern.
Die nächste reguläre Kinder-Uni Vorlesung findet übrigens am 2. Juni 2013 statt. Dr. Marius Feldmann von der Fakultät für Informatik der TU spricht dann zum Thema "R2-D2, Wall-E und Co. - Hat ein Roboter Gefühle?".
Weitere Informationen: http://www.tu-chemnitz.de/kinderuni
(Autoren: Anja Schanze und Mario Steinebach)
Mario Steinebach
23.05.2013