Der Sächsische Open Online Course geht in die zweite Runde
Über den ganzen deutschsprachigen Raum vernetzt lernen: Ein offener Online-Kurs braucht keine Beschränkungen, erst recht nicht die eines Seminarraums - Kursstart am 29. Oktober 2013
Ende Oktober startet der zweite Sächsische Open Online Course 2013/14 (SOOC1314). Das Verbundprojekt der Technischen Universitäten Chemnitz und Dresden sowie der Universität Siegen wird über das BMBF-Verbundprojekt "Lehrpraxis im Transfer" im Rahmen der Lehr-Lern-Projekte gefördert und hatte bereits im Sommersemester Premiere. Nun geht es an die Etablierung des Lehr-Lern-Experiments als Lehrveranstaltung. An allen drei Universitäten können Studierende verschiedener Studiengänge Credit Points erwerben und für Lehrende besteht die Möglichkeit zur Anrechnung im Zertifikatsprogramm des Hochschuldidaktischen Zentrums (HDS). Eine der Gastgeberinnen ist Anja Lorenz, Mitarbeiterin an der Professur Wirtschaftsinformatik. Sie sieht zusammen mit ihrem Team in dem offenen Konzept in diesem Themenbereich viel Potential: "Damit erreichen wir von Anfang an, dass Teilnehmende aus sehr heterogenen Disziplinen und Arbeitsfeldern zusammen lernen. Viele kennen vielleicht die eine oder andere Social-Media-Anwendung schon aus dem privaten Bereich, aber für das Lernen und Lehren müssen erst Einsatzfelder erschlossen werden - und das klappt am besten gemeinsam. Schon im ersten Durchlauf waren vor allem die Diskussionen am spannendsten, die über verschiedene Fachdisziplinen oder Arbeitsperspektiven hinweg geführt wurden.”
Bereits im Sommersemester, beim SOOC13, hatten sich 242 Teilnehmende angemeldet. Neben Studierenden und Hochschullehrenden aus den beteiligten Hochschulen waren auch 116 Externe dabei, die nicht etwa "nur den Schein” wollten, sondern das Konzept des offenen Kurses als Chance nutzten, ganz ohne Immatrikulation an diesem etwas anderen Seminar teilzunehmen. Dabei ist das "Lernen und Lehren mit Social Media” nicht nur Thema des SOOC1314, sondern auch Werkzeug: Während die Gastgeberinnen Materialien über einen Blog (http://www.sooc1314.de) bereitstellen, Experten über Videokonferenzen Vorträge halten und über Neuigkeiten twittern, sind auch die Teilnehmenden - besser gesagt: die Teilgebenden - gefragt. "Im letzten Jahr hatten wir 262 Blogposts allein von den Teilnehmenden. Die meisten übrigens von Personen, die keine Credit Points wollten”, sagt Michael Winkler, Student im Master Value Chain Management und wissenschaftliche Hilfskraft im Projekt. Er hatte das Team bei Aufbau und Pflege der technischen Infrastruktur unterstützt. Und mehr noch: Speziell für den SOOC schrieb er ein Wordpress-Plug-In, um die Blogaktivitäten der Teilnehmer auszuwerten.
Daneben gab es eine ganze Reihe weiterer Aktivitäten der Teilnehmenden: Es wurden kleine Lernrätsel gebaut, Visualisierungen zu verschiedenen Themen erstellt, gemeinsam Fragen an die Experten zusammengetragen und vieles mehr. "Das klingt jetzt vielleicht alles etwas viel und für uns Gastgeber war es das manchmal auch. Aber es war auch toll zu sehen, welche Möglichkeiten Social Media für das Lernen und Lehren bietet", sagt Andrea Lißner von der TU Dresden und ergänzt: "So haben wir zum Beispiel Fallbeispiele für bloggende Professoren und Hochschulmitarbeiter gesammelt, indem wir in einer Blogparade dazu aufgerufen haben. Und tatsächlich haben wir von 25 Hochschullehrenden eine Antwort auf unsere Frage bekommen, warum sie bloggen - natürlich als Blogpost. Außerdem haben einige weitere geschrieben, warum sie diese Blogposts überhaupt lesen. Damit hatten die SOOC-Teilnehmenden eine hochaktuelle Lernressource - kein Lehrbuch kann das.”
Wie alle Materialien und Aktivitäten des SOOC13 ist auch eine Auswertung zur Blogparade online verfügbar: http://sooc13.wordpress.com/2013/06/03/hilfe-haben-gebloggt-ruckschau-auf-die-sooc13-blogparade
Der SOOC verfolgt den Ansatz der sogenannten konnektivistischen Massive Open Online Courses (cMOOC). Anders als die derzeit viel diskutierten xMOOCs, bei denen Vorlesungsaufzeichnungen die Grundlage sind, setzt diese Variante auf die Vernetzung der Teilnehmenden und auf das gemeinsame Erarbeiten des Lernstoffes. Dabei steckt insbesondere der Einsatz an Hochschulen noch in den Kinderschuhen. Die Begleitforschung war daher von Anfang an Teil des Projektes: Herausforderungen, Gestaltungsmittel und erste Evaluationsergebnisse wurden bereits publiziert und fließen nun in den zweiten Durchlauf mit ein (http://www.sooc1314.de/ueber-den-sooc1314/publikationen-und-vortraege-ueber-den-sooc/).
Die Planungen für den SOOC 13/14 laufen derzeit. Es gilt, vier Themenblöcke zu strukturieren und Rahmenbedingungen so zu setzen, dass die Teilnehmenden in diesen eigene Lernwege gehen können. Die Schwerpunkte stehen fest:
- Lernen und Lehren 2.0: (Lern-)Theorien und Gestaltungsansätze
- Konsumieren und Produzieren: rechtliche Rahmenbedingungen und persönliche Voraussetzungen
- Offene Bildungsressourcen erstellen und weitergeben: Werkzeuge und Hilfsmittel
- E-Portfolios, Learning Analytics und Co.: Methoden zur Beobachtung und Analyse digital vernetzter Lernprozesse
"Der Dreh- und Angelpunkt des Kurses, unser Kursblog, steht schon und wir haben auch bereits erste Zusagen von Experten zum Live-Chat. Diesmal ist zum Beispiel Mandy Schütze von der Zentrale für Unterrichtsmedien, kurz ZUM, dabei. Das ZUM-Wiki ist eines der größten offenen Projekte für Lern- und Lehrmaterialien im deutschsprachigen Raum”, freut sich Anja Lorenz.
Der SOOC1314 startet mit einem vorbereiten Präsenzworkshop am 29. Oktober 2013 und einem Online-Auftakt am 5. November 2013, bevor der eigentliche Kurs am 11. November 2013 beginnt. Die Anmeldung ist unter http://www.sooc1314.de/anmeldung möglich. Natürlich können auch nur einzelne Angebote wahrgenommen werden - das erste O steht schließlich für "Open”.
Weitere Informationen erteilt Anja Lorenz, Telefon 0371 531-37957, E-Mail anja.lorenz@wirtschaft.tu-chemnitz.de.
(Autoren: Anja Lorenz, Michael Winkler, Andrea Lißner, Marlen Dubrau)
Katharina Thehos
24.10.2013