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Informatikforschung trifft auf Europastudien

Europastudenten verliehen dem Informatikprojekt "InWest" beim letzten Fachaustausch eine kulturwissenschaftliche Note

  • Jun.-Prof. Dr. Birgit Glorius von der TU Chemnitz und Prof. Dr. Milan Jerabek von der Masaryk-Universität in Brünn beteiligten sich am letzten InWest-Fachaustausch in Laubusch. Foto: InWest

Tschechen sind trinksicher und Deutsche lieben Ordnung, oder nicht? Mit dem Thema "kulturelles Wissen und Stereotype in Deutschland und Tschechien" beschäftigten sich Wissenschaftler und Studierende am 12. Dezember 2013 bei einer "InWest"-Veranstaltung der anderen Art. Das von der Europäischen Union geförderte Ziel3-Projekt konzentriert sich normalerweise auf den deutsch-tschechischen Informatikwissenstransfer. Die im Januar 2014 auslaufende Kooperation stellte ihren letzten Fachaustausch in Laubusch jedoch unter einen anderen Stern. Diesmal standen innerhalb des Technologiebereichs Geoinformatik die deutsch-tschechischen Beziehungen im Mittelpunkt. "Der internationale Wissenstransfer von der Universität zu Unternehmen in der Grenzregion ist häufig nicht nur durch technologische Aspekte bestimmt. Auch Sprache, Kultur und Stereotype prägen die Zusammenarbeit", meint Dr. Ariane Heller, "InWest"-Projektverantwortliche der TU Chemnitz. Das wissen auch die Studierenden um Juniorprofessorin Dr. Birgit Glorius. Gemeinsam mit der Inhaberin der Juniorprofessur Humangeographie Ostmitteleuropas stellten sie in Vorträgen ihre Studien aus dem Bereich der Europawissenschaften vor. Sie untersuchten das Interesse deutscher Schüler am Tschechischunterricht und das damit einhergehende Wissen über das Nachbarland. Generell sei das Tschechisch-Angebot an Schulen in der sächsischen Grenzregion jedoch recht gering, da wenig Anreiz bestehe, die Sprache zu lernen, berichtet Glorius. Dies konnten auch die tschechischen Nachbarn in Bezug auf das Interesse am Deutschunterricht auf ihrer Seite der Grenze bestätigen, wenngleich entsprechende Bildungsangebote dort wesentlich häufiger gemacht werden als auf sächsischer Seite.

Neben Studien, die tschechische Studierende zu diesem Thema vorstellten, äußerte sich auch Leona Bláhová, Mitarbeiterin des EURES Arbeitsamt in Ústí nad Labem, zu fehlenden Deutschkenntnissen tschechischer Bürger: "Die Unternehmen in Sachsen und Bayern suchen händeringend Fachkräfte. Ich biete den Arbeitssuchenden sehr häufig eine Stelle in Deutschland an, jedoch lehnen sie aufgrund von fehlenden Sprachkenntnissen, Bequemlichkeit oder auch Vorurteilen häufig ab." Das Thema "Stereotype und Vorurteile" bildete einen weiteren Schwerpunkt in den Präsentationen der Studierenden. So hätten die Bürger beider Nationen nach wie vor Vorurteile gegenüber ihrem Nachbarland. Auch Gastreferent Dr. Lukáš Novotný, Dozent an der Karlsuniversität Prag, weiß von diesem Phänomen. Er appellierte jedoch an sein Publikum, die Vorurteile nicht zu bekämpfen, sondern sie im Sinne des kulturellen und historischen Gedächtnisses zu schätzen, da sie der Vereinfachung dienten und etwas über eine andere Gesellschaft lehrten.

Mit dem Bewusstsein, dass auf dem Gebiet der deutsch-tschechischen Beziehungen noch viel Nachholbedarf bestehe, beide Länder jedoch durch Wissenstransferprojekte, wie "InWest", auf einem guten Weg seien, verabschiedeten sich die Teilnehmer in den dritten Advent.

Kontakt InWest: Dr. Ariane Heller, Telefon 0371 531-35023, E-Mail ariane.heller@informatik.tu-chemnitz.de, http://www.in-we-st.eu

(Autorin: Julia Reymann)

Katharina Thehos
18.12.2013

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