Grundschüler profitieren von Französischunterricht
Romanist Martin Bauch von der TU Chemnitz ist Mitautor einer Publikation des Deutsch-Französischen Jugendwerkes über die Mobilität von Grundschullehrern
Der deutsch-französische Grundschullehreraustausch steht im Mittelpunkt des französischsprachigen Buches "L`échange franco-allemand des enseignants du premier degré - Paroles partagées", an dem Martin Bauch von der Professur Romanische Kulturwissenschaft der Technischen Universität Chemnitz beteiligt ist. Die Publikation von Prof. Dr. Marion Perrefort (Université de Franche-Comté), bei der auch Dominique Granoux vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) Mitautorin ist, ist das Ergebnis einer Studie zur beruflichen Mobilität von Grundschullehrern. "Die Untersuchung beleuchtet die verschiedenen Herangehensweisen der Lehrer bei der Einschätzung der zahlreichen Erfahrungen, die sie bei einem ein- oder mehrjährigen Aufenthalt im Partnerland gewinnen konnten", berichtet Martin Bauch, der sich forschungsseitig mit akademischer Mobilität beschäftigt und vor seiner Arbeit an der TU Chemnitz als Lektor an der Université de Franche-Comté tätig war.
Seit 1968 koordiniert das DFJW den deutsch-französischen Grundschullehreraustausch, der von pädagogischen und interkulturellen Fortbildungen begleitet wird. Mehr als 3.000 deutsche und französische Grundschullehrer haben bislang daran teilgenommen. "Pro Jahr nehmen etwa 50 Lehrer pro Land daran teil", sagt Bauch und fügt hinzu: "Die Untersuchung der beruflichen Mobilität von Grundschullehrern ist schon lange überfällig." Für die aktuelle Studie haben die Wissenschaftler 100 Biographien herangezogen. Methodisch nutzten sie Herangehensweisen aus Soziologie, Sozialpsychologie, Kommunikationswissenschaft und Anthropologie. Es wurden Gruppeninterviews zur Einschätzung der Situation vor, während und nach dem Austausch sowie Lebensberichte und Tagebuchaufzeichnungen herangezogen. In einem vom DFJW geleiteten Schreibatelier haben die Grundschullehrer zudem sehr persönlich von ihren Erfahrungen im Partnerland berichtet. "Der Kreativität und Phantasie waren hierbei keine Grenzen gesetzt, was zu unterschiedlichen Ausdrucksformen führte und der Publikation eine ganz eigene, sehr persönliche Note verleiht", schätzt Bauch ein.
90 Prozent der Teilnehmer an dem Austauschprogramm können laut der Studie nach ihrer Rückkehr die erworbenen Kenntnisse nutzen und die Fremdsprache im Partnerland unterrichten. "Weiterhin haben alle französischen und zwei Drittel der deutschen Teilnehmer angegeben, ihre eigenen Unterrichtsmethoden überdacht oder sogar verändert zu haben", so Bauch. "Wissen spielerisch vermitteln", "weniger Druck" und "mehr mündliche Aufgaben in den einzelnen Fächern" lauten Beispiele von französischer Seite. Deutsche Teilnehmer lernten: "Die Kommunikation ist besonders wichtig" und "Ich achte besonders darauf, dass die Regeln verstanden werden".
Von den Erfahrungen der Lehrer profitieren auch unmittelbar die Schüler, wie die Studie erfasst hat. "Wir konnten klar erkennen, dass Schüler, die in den Genuss eines frühen Französischunterrichts kamen, diese Sprache viel leichter auf weiterführenden Schulen erlernen und auch häufiger wählen", sagt Bauch und fasst zusammen: "Es ist förderlich, Fremdsprachen in die Grundschullehrerausbildung zu integrieren, da sich hier wichtige Effekte für den frühkindlichen Spracherwerb erzielen lassen."
Bibliographische Angaben: Perrefort, Marion; Bauch, Martin; Granoux, Dominique: L`échange franco-allemand des enseignants du premier degré - Paroles partagées, Paris 2014. Téraèdre, 180 Seiten, ISBN 978-2-36085-051-8, Preis: 25 Euro
Katharina Thehos
15.01.2014