Terminologien für den internationalen Wissenschaftstransfer
Anfang April nahm Prof. Dr. Winfried Thielmann vom Institut für Germanistik der TU Chemnitz an einem Atelier zur italienischen Terminologieentwicklung für die Funktionale Pragmatik teil
Sprache und ihre Strukturen konsequent aus dem sprachlichen Handeln heraus verstehen, ist das wissenschaftliche Anliegen der Funktionalen Pragmatik. Hauptbegründer dieses empirisch basierten sprachwissenschaftlichen Ansatzes sind Prof. Dr. Konrad Ehlich (FU Berlin) und Prof. Dr. Jochen Rehbein (Universität Hamburg). Doch auch im Ausland wächst das Interesse an der Theorie zunehmend. Wissenschaftstransfer in andere Sprachräume wie den angelsächsischen, nach Griechenland, in die Niederlande oder nach Ägypten ist also gefragt. Um die wissenschaftlichen Theorien exakt übersetzen zu können, ist zunächst eine möglichst genaue Übersetzung von Terminologien erforderlich. Dafür wurden bereits zwei Terminologische Ateliers durchgeführt, in denen für das Niederländische und Englische Terminologien für die Funktionale Pragmatik erarbeitet wurden. Vom 3. bis 5. April 2014 fand nun im italienischen Macerata ein Atelier für die Italienische Sprache statt. "Da gegenwärtig in Italien etliche Kollegen mit diesem Ansatz arbeiten, war es dringend notwendig, dass man sich dort auf Übersetzungen der zentralen Termini verständigt", erklärt Prof. Dr. Winfried Thielmann vom Institut für Germanistik der TU Chemnitz. Er war auf Initiative der italienischen Sprachwissenschaftlerin Dr. Antonella Nardi mit Prof. Konrad Ehlich an der Universität in Macerata zu Gast.
Nachdem jeder der beiden Sprachwissenschaftler einen universitätsöffentlichen Vortrag zu den Problemen und Fallstricken terminologischer Arbeit gehalten hatte, arbeiteten sie gemeinsam mit der Übersetzungswissenschaftlerin Natascia Leonardi und italienischen Masterstudierenden der deutschen Sprache drei Tage lang an den italienischen Entsprechungen für die Termini der Funktionalen Pragmatik - einer Aufgabe voller Tücken. "Die Wahl terminologischer Ausdrücke ist ein äußerst schwieriges Geschäft. Man ist vor allem damit beschäftigt, Übersetzungen zu vermeiden, bei denen sich falsche, das heißt dem Begriff nicht adäquate, Assoziationen einstellen", erklärt Prof. Thielmann und weist auf eine weitere Schwierigkeit hin: "Im Deutschen haben wir eine lange Tradition `sprechender´ Terminologie, das heißt, wir benennen wissenschaftliche Begriffe häufig mit Ausdrücken, die auch in der Gemeinsprache vorkommen. Beispiele dafür sind `Handlungsmuster´ oder `Zeigfeld´. Im Italienischen ist das häufig nicht so und dadurch wird eine exakte Übersetzung erschwert." Auch der je sprachspezifische Sprachausbau, also die historisch entstandene Ausdifferenzierung der Wissenschaftssprachen durch wissenschaftliche Innovation und wissenschaftskulturelle Denktraditionen, musste bei der Arbeit berücksichtigt werden. Mit dem Resultat des Terminologischen Ateliers in Macerata zeigt sich Thielmann zufrieden: "Wir haben sehr schöne Ergebnisse erzielt, die wir zunächst in einem Deutsch-Italienischen Glossar festhalten werden. Auch eine terminologische Datenbank ist im Gespräch. Die Arbeitsform des Ateliers, in dem Sprachwissenschaftler und Studierende zusammenarbeiten, hat sich sehr gut bewährt und somit wird die terminologische Arbeit für weitere Sprachen fortgeführt."
Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Winfried Thielmann, Telefon 0371 531-37354, E-Mail winfried.thielmann@phil.tu-chemnitz.de.
(Autorin: Florentina Liefeith)
Katharina Thehos
02.05.2014