Die Physik hinter dem Sport
Warum wir nicht vom Rad fallen und der Bauchklatscher wehtut: Für etwa 500 Juniorstudenten der Kinder-Uni gestaltete das Schülerlabor „Wunderland Physik“ am 1. März 2015 eine Experimentalvorlesung
Schon als die etwa 500 Kinder gemeinsam mit ihren Eltern oder Großeltern den größten Hörsaal der Technischen Universität Chemnitz betraten, konnten sie den riesigen Experimentalaufbau bestaunen, der sich zu ihren Füßen ausbreitete. Mehrere Tage hat das Team des Schülerlabors „Wunderland Physik“, welches am Institut für Physik der TU beheimatet ist, benötigt, um mit allerlei technischen Gerät den Besuchern der letzten Ausgabe der Kinder-Uni Chemnitz im Wintersemester 2014/15 am 1. März die physikalischen Vorgänge anschaulich zu vermitteln. Die Vorlesung widmete sich dem Thema „Sportliche Physiker & physikalische Sportler – spannende Experimente rund um die Physik des Sports“. Und sportlich wurde es gleich zu Beginn, als Privatdozent Dr. Gunter Beddies die Juniorstudenten und ihre Begleiter dazu animierte, sich mit Aufwärmübungen und Kniebeugen etwas aufzulockern.
Daran ließ sich auch hervorragend ein Kernelement der Physik des Sports demonstrieren – der Energieverbrauch. Es folgten grundlegende physikalische Experimente, die den Sieben- bis Zwölfjährigen die naturwissenschaftlichen Effekte sportlicher Aktivitäten näherbringen und so manche offene Frage klären konnten. Dr. Sascha Gruner, der das Schülerlabor leitet, führte gemeinsam mit Dr. Beddies so zum Beispiel vor, warum Reibung so wichtig für einen festen Stand ist, wie die Energieumwandlung beim Schießen mit Pfeil und Bogen geschieht oder worin der Mensch einer Dampfmaschine ähnelt. Nach und nach spürten die beiden Physiker dabei verschiedenen Sportarten nach. Die Kinder konnten mit Hilfe eines Modells sehen, warum wir auf eisigen Flächen Schlittschuhlaufen können, wie Skispringer nur anhand ihrer Körperhaltung ähnlich wie eine Tragfläche Aufwind bekommen können oder was die Fliehkraft mit der Konstruktion einer Bobbahn gemein hat. Um den Juniorstudenten das Prinzip des Drehimpulses, der dafür sorgt, dass wir nicht vom Fahrrad fallen, zu erklären, rollten sogar Miniaturfahrräder quer durch den Hörsaal.
Regelmäßig wurde das Gelingen der Experimente von den Juniorstudenten mit dem unitypischen „Klopf-Applaus“ quittiert. Doch für die Kinder blieb es nicht nur beim Zuschauen – mutige Freiwillige durften kräftig in die Pedale treten, um mit ihrer eigens erzeugten Energie eine Glühlampe zum Leuchten zu bringen. Aber auch wie viel Energie durch sportliche Betätigung verbraucht wird, wurde mit tatkräftiger Unterstützung der Kinder visualisiert. So lebensnah präsentiert, blieben die physikalischen Gesetze hinter den athletischen Ertüchtigungen für das junge Publikum sicher kein Rätsel mehr.
Die Leiterin der Kinder-Uni Chemnitz, Brita Stingl, hat das Thema der nächsten Vorlesung im Sommersemester 2015 noch nicht verraten. Zum Trost gab es für den Nachhauseweg für jeden Juniorstudenten eine Milchschnitte, deren Energiegehalt übrigens identisch ist mit der Summe der Energie, die bei mehreren Tausend Rollbewegungen eines Medizinballs entsteht. Doch vermutlich haben sich nur noch einige Kinder beim Hineinbeißen in die Leckerei an das dazugehörige Experiment der Physiker erinnert.
Weitere Informationen und das Programm der Kinder-Uni: http://www.tu-chemnitz.de/kinderuni
(Autor: Andy Schäfer)
Mario Steinebach
01.03.2015