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Rosinenprojekte im Sandkasten

Dr. Sylva Michèle Sternkopf: Promovendin der TU ist erfolgreich - geschäftlich wie privat

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Dr. Sylva Michèle Sternkopf Foto: TU Chemnitz/Uwe Meinhold

Das stilsicher gezeichnete Artwork einer Werbebroschüre von Sternkopf Communications zeigt dem Betrachter vor allem eines: erfolgreiche Frauen mit Spaß am Leben. Wer nun im Leben von Sylva Michèle Sternkopf, der Gründerin und Namensgeberin des sächsischen Unternehmens, blättert, dem drängt sich der Verdacht auf, dass die Zeichnungen in der Broschüre gar nicht so weit von ihrer Realität entfernt sind.

Sylva Michèle Sternkopf studierte nach dem Abitur zunächst Anglistik/Amerikanistik und Germanistik in Dresden, legte ein Referendariat ab, machte im Juli 2002 ihr Staatsexamen als Lehrerin. Der Weg zum Sprachstudium war Sylva Sternkopf dabei wohl früh eingegeben: „Ich habe ja schon während meiner Schulzeit bei den Russischolympiaden in der DDR gewonnen“, erzählt sie. „Den Anschluss an die englische Sprache habe ich nach der Wende zum Glück noch gut gefunden.“ Sehr gut scheinbar, denn ihre Abschlüsse machte sie stets mit ebensolchen Noten.

Doch dann, nach dem Staatsexamen, war ein Kind auf dem Weg in das Leben der jungen Akademikerin. Manche Frauen sehen darin eine kommende Vollzeitaufgabe. Sylva Sternkopf sah darin die Chance, Zeit für etwas Neues zu finden. „Nach meinem Referendariat habe ich gemerkt, dass ich zwar Spaß am Umgang mit den Schülern hatte, mich im Beruf und der Bürokratie, die er mit sich bringt, aber zu eingeengt fühlte.“ So beschloss die werdende Mutter innerhalb ihres Babyjahres einen Versuch zu machen und mit einer Werbe- und Übersetzungsagentur den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Wenn es nicht klappt, dachte sie, kann ich später immer noch in meinen Beruf zurückgehen. Schon parallel zum Studium hatte Sylva Sternkopf in die freie Wirtschaft Kontakte geknüpft und mit Kursen für Businessenglisch Erfahrungen gesammelt. Dort erkannte sie einen hohen Bedarf an professioneller Übersetzungsarbeit für deutsche Firmen, die im Ausland Geschäfte und Werbung machen wollen.

Der Weg zum eigenen Unternehmen sollte für Sylva Sternkopf allerdings mit ihrer Promotion an der Technischen Universität Chemnitz beginnen. Das Thema der Arbeit war folglich „English in Marketing. International Strategies in Small and Medium-Sized Enterprises.“. Sie entstand im Fachbereich Anglistik/Amerikanistik der TU und ist inzwischen auch als Buch erhältlich. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Joseph Schmied, dem die heutige Doktorin dafür noch immer dankbar ist. „In ihm hatte ich einen großzügigen, entspannten Betreuer“, sagt sie. „Es stand immer meine eigenständige Arbeit im Vordergrund.“ Parallel zur Doktorarbeit wuchs so auch die Agentur. Beides speiste sich gegenseitig, beides wurde ein Erfolg.

Mittlerweile hat die Agentur fünf feste Mitarbeiter, dazu zahlreiche Freie. „Ich mache hier mittlerweile fast nur noch Rosinenprojekte", gesteht Sylva Sternkopf. Dazu zählen vor allem die der großen Auslandsfirmen, die ihre Kundenzeitschriften und Geschäftsberichte von Sternkopf Communications ins Deutsche übersetzen lassen. Darunter viele Global Player: Luxushotels aus Dubai, eine große Bekleidungskette aus Schweden, Xerox sowie namhafte Airlines und Automobilhersteller. Selbst Videos, Bücher und Computerspiele werden bei Sternkopf Communications ins Deutsche übertragen. „Von den deutschen Auftraggebern allein könnte ich hier nicht leben“, meint Sylva Sternkopf. Bei denen sei gute Übersetzungsarbeit leider oft Nebensache.

Manchmal hat Sylva Sternkopf fast ein schlechtes Gewissen, weil sie so gar nicht das Klischee vom 16-Stunden-Tag eines Unternehmers erfüllt. „Dabei ist man aber immer“, sagt sie. Manchmal sitzt sie mit ihren Kindern – mittlerweile sind es zwei - im Sandkasten, am Ohr das Handy, und führt Geschäftsgespräche. „Meine Kunden haben sich schon daran gewöhnt, sie wissen, dass ich trotzdem professionell und pünktlich liefere – nicht zuletzt dank der engagierten Mitarbeiter, von denen viele auch aus der Chemitzer Anglistik kommen.“ Ein weiterer Pluspunkt der sächsischen Agentur ist ihre Firmenphilosophie. Statt sturer Wort-für-Wort-Übersetzung wird immer das Ganze übertragen. „Wir sehen uns den Text an und schreiben dann den Inhalt auf Deutsch - neu und schön.“

„Neu und schön“ könnte auch der Leitsatz für Sylva Sternkopfs Zukunft lauten. Für diese heißt es nämlich stets: Expandieren - beruflich wie familiär. Zurzeit entstehen auf 250 Quadratmetern in einer alten Villa neue Büros für Sternkopf Communications. Dort will Sylva Sternkopf in Zukunft auch wieder Kurse in Businessenglisch anbieten. „Back to the Roots”, scherzt sie.

Zufrieden ist sie mit ihrem jetzigen Leben durchaus: „Für mich ist das ein idealer Lebensentwurf. Ich kann nur allen Studenten – vor allem den Studentinnen - raten, sich für Beruf und Kinder zu entscheiden. Die Selbstständigkeit ist dafür durchaus eine sehr gute Grundlage, da man sich die Zeit relativ frei einteilen kann." Privat wünscht sie sich sogar noch zwei Kinder, auch wenn ihr Mann aus beruflichen Gründen oft nicht zu Hause ist. Natürlich sei das manchmal stressig, aber den Stress braucht Sylva Sternkopf scheinbar.

Sozusagen als Hobby designte sie unlängst Holzengel für die Erzgebirgische Holzkunst Gahlenz, die aus der ehemaligen Firma ihres Vaters, Paul Sternkopf & Co, hervorgegangen ist. Diese befindet sich zwar nicht mehr im Familienbesitz, sie möchte jedoch gemeinsam mit den neuen Gesellschaftern die alte Marke zu neuem Glanz führen. „Und Werbung ist schließlich mein Fachgebiet“, meint Sylva Sternkopf und entwarf eine Linie neuer Engel mit neuem Frauenbild, so wie das in ihrer Werbebroschüre: jung, weiblich, selbstbewusst und im kommenden Weihnachtsgeschäft sicher auch erfolgreich.

(Autor: Michael Chlebusch)

Mario Steinebach
22.08.2006

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