Vielfältige Einblicke am Mädchen-Zukunftstag
Zum Girls’Day 2015 gewährte die TU Chemnitz wieder Mädchen ab Klasse 5 Einsicht in Studiengänge und Ausbildungsberufe aus Technik und Naturwissenschaften
Dass Berufe aus Technik und Naturwissenschaften nichts für Mädchen sind, gilt schon seit langem als überholt. Dennoch finden sich immer noch weniger Frauen in klassischen MINT-Berufen – also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Aus diesem Grund wurde der Girls’Day ins Leben gerufen, der seit 2001 jährlich Schülerinnen ab Klasse 5 einen Einblick in technische und naturwissenschaftliche Berufe und Studiengänge gibt. Die Technische Universität Chemnitz hat sich auch 2015 wieder mit einem Programmangebot bestehend aus mehreren TU-Specials und einem Ausbildungsspecial am Aktionstag, der bundesweit am 23. April 2015 stattfand, beteiligt.
Gemeinsam bot sich den Teilnehmerinnen zunächst die Möglichkeit, in einer Eröffnungsveranstaltung von Prof. Dr. Angelika Bullinger-Hoffmann, Leiterin der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement, mehr über die Perspektive der MINT-Berufe, die Absolventinnen hervorragende Karrierechancen bieten und dabei immer attraktiver werden, zu erfahren. Die Professorin präsentierte ihnen ausgewählte Projekte ihrer Arbeitsgruppe, die Fahrerassistenzsysteme ebenso wie innovative Zukunftsmodelle der Computer-Mensch-Interaktion umfassen. Auch stellte sie den Mädchen den Ideenwettbewerb „Deine Idee für die TUC“ vor und machte sie mit berühmten Frauen aus dem MINT-Bereich bekannt.
Wie sich ein fächerübergreifendes Programmangebot an der TU Chemnitz gestalten kann, erlebten unter anderem die Fünft- bis Neuntklässlerinnen, die sich im Vorfeld für das TU-Special 2 entschieden haben, im Anschluss. Zu Beginn begrüßte sie Monique Michl vom Schülerlabor „Wunderland Physik“ in der Fakultät für Naturwissenschaften und gab ihnen einen Überblick über den Studiengang Sensorik und kognitive Psychologie an der TU. Unter dem Motto „Laute und leise Töne und die Physik der Wahrnehmung“ durften die Schülerinnen selbst mit der Versuchsleiterin Schall messen und gemeinsam die eigene Hörschwelle am Computer bestimmen.
Danach besuchten die Mädchen das TV-Studio an der Professur für Medieninformatik. Auf die Frage „Was macht man in einem TV-Studio?“ wussten Benjamin Schürer und Andy Börner den Schülerinnen mit Witz und Verstand zu antworten. Den Aufbau und die Funktionsweise der dort vorhandenen Ausrüstung konnten die Mädchen selbst im TV-Studio, das auch Live- und Onlineübertragungen realisiert, ausgiebig begutachten. Anschließend berichteten ihnen Anne Seitz und Elisa Briesemeister, beide Masterstudentinnen mit informationstechnischem Hintergrund, von ihren Erfahrungen und dem „Mädchenbonus“ im Informatikstudium. Das hat auch die Schülerinnen beeindruckt: „Sonst ist das immer so weit weg, an der TU sieht man, wie es selbst gemacht wird“, sagt Anna Thalmann, die die 8. Klasse am Gymnasium Einsiedel besucht.
Als letzten Programmpunkt in diesem TU-Special ergründeten Dr. Dana Uhlig und Dr. Roman Unger von der Fakultät für Mathematik mit den Schülerinnen spielerisch Phänomene der Wahrscheinlichkeitsrechnung. Dabei enthüllten sie die stochastischen Prinzipien hinter Brettspiel und Glückstoren, wie man sie aus alten Game-Shows kennt. Anschließend durften die Mädchen selbst miteinander das „Spiel mit dem Zufall“ in verschiedenen zur Verfügung gestellten Gesellschaftsspielen ausprobieren.
Am Ende hatte jede Schülerin ihren eigenen Programmfavoriten. „Mir hat die Stunde im TV-Studio gefallen, auch die Art, wie alles rübergebracht wurde, machte es interessant“, sagte Annika Zacher. Schwester Patricia, die mit ihr gemeinsam die Montessori-Schule in Chemnitz besucht, konnte sich hingegen für den Hörschwellentest begeistern. Anna Thalmann gefiel der Aktionstag an der TU Chemnitz, „vor allem weil er so vielfältig war und man aus verschiedenen Gebieten einen Eindruck bekommt, was man alles machen kann“. Für die 14-Jährige steht fest: „Frauen haben dieselben Chancen in den Naturwissenschaften – diese Bereiche bieten viele Perspektiven und machen sie nicht zu Außenseiterinnen.“ Sophie Kaden und Anna-Lena Schulze, die beide an der Oberschule der Unteren Luisenschule lernen, brachte diese Motivation zum Girls’Day an die Universität: „Ich wollte mich über andere Möglichkeiten informieren“, so Sophie Kaden. Als Resümee sind sich die Freundinnen einig, dass beide „gerne wieder an die TU kommen, um auch andere Bereiche zu sehen“. Der nächste bundesweite Girls’Day findet übrigens am 28. April 2016 statt.
(Autor: Andy Schäfer)
Katharina Thehos
24.04.2015