Neue Synergien in der Gründungsförderung nutzen
Im Gespräch: Dr. Susanne Schübel, die seit April 2015 Projektgeschäftsführerin des Gründernetzwerks SAXEED ist
Seit Januar ist das Gründernetzwerk SAXEED an seinem Hauptstandort Chemnitz institutionell im Zentrum für Wissens- und Technologietransfer der TU fest verankert. Was bedeutet das für die Arbeit von SAXEED?
Erst einmal freuen wir uns und danken dem Sächsischen Staatministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, der Sächsischen Aufbaubank, und natürlich auch allen Kollegen von SAXEED, dass eine nahtlose Fortsetzung der Arbeit unseres Gründernetzwerks gelungen ist. Insgesamt stehen dem neuen SAXEED-Projekt nun an den vier südwestsächsischen Hochschulstandorten Chemnitz, Freiberg, Mittweida und Zwickau mehr als zwei Millionen Euro aus Mitteln des Freistaates Sachsen und des Europäischen Sozialfonds bis September 2017 zur Verfügung. Neu ist unsere institutionelle Verankerung am Zentrum für Wissens- und Technologietransfer der TU Chemnitz, das von Professor Schubert, dem Prorektor für Wissens- und Technologietransfer geleitet wird. Diese direkte Anbindung der Gründungsförderung an das Rektorat ist nicht die Regel an deutschen Hochschulen. Umso erfreulicher ist dieses Zeichen für uns. Es veranschaulicht die Bedeutung, die die Chemnitzer Universitätsleitung den Themen Transfer und Gründung beimisst. Dies erhöht unsere Aufmerksamkeit – nicht nur an der TU Chemnitz – und eröffnet Synergiepotenziale durch eine engere Zusammenarbeit in der Hochschule.
Auf welche Potenziale spielen Sie diesbezüglich konkret an?
Die Vernetzung mit anderen Akteuren, Projekten und Zentralen Einrichtungen der TU Chemnitz ist für unsere Arbeit sehr wichtig. Sie bietet vielfältige Chancen – zum einen für uns, zum Beispiel im Bereich des Scoutings, aber vor allem auch für diejenigen, die unsere Angebote nutzen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem Patentinformationszentrum der TU Chemnitz. Hier lassen wir gerade den Kontakt und Austausch untereinander wieder stärker aufleben, stimmen unsere Angebote ab und bieten voraussichtlich im kommenden Wintersemester einen gemeinsamen Workshop zu Schutzrechtsproblematiken an. Wir freuen uns sehr, dass die Universität mit dem Gründernetzwerk SAXEED weiterhin alle TU-Angehörigen für das Thema unternehmerische Selbstständigkeit sensibilisiert und sich dafür einsetzt, sich mit eigenen Ideen und Forschungsergebnissen auseinanderzusetzen. Auch künftig bieten wir ein hochwertiges Qualifizierungs- und Betreuungsangebot für Gründungsinteressierte und unterstützen wissenschaftliche Mitarbeiter bei der Verwertung von Technologiepotenzialen.
Sie sind seit April 2015 Projektgeschäftsführerin von SAXEED. Wie fanden Sie hier in Chemnitz Ihren Wunschjob?
Aufgewachsen bin ich in Bad Düben. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TU Chemnitz schnupperte ich ein wenig Start-up-Luft in einem Gründungsunternehmen für Marketing- und Strategieberatung. Dann zog es mich allerdings zurück nach Chemnitz. Hier arbeite ich seit Ende 2008 bei SAXEED und habe alle Bereiche schon einmal durchlaufen. Angefangen von der Projektarbeit in einem interdisziplinären Team, bei dem ich ein wirtschaftliches Verwertungskonzept für eine Technologie aus der TU Chemnitz erarbeitet habe und erste Projektpartner und Kunden akquirierte, über die Lehreorganisation und das Halten von Vorlesungen bis hin zur Übernahme des Bereichs Marketing und Vernetzung. Seit Anfang 2013 war ich dann auch stellvertretende Projektgeschäftsführerin von Dr. Marc Banaszak, dessen Nachfolgerin ich nun nach erfolgreich abgeschlossener Promotion geworden bin.
Was ist Ihnen für die zukünftige Arbeit von SAXEED besonders wichtig?
Der Fokus unserer Arbeit liegt weiterhin auf dem Ausbau des Wissens- und Technologietransfers über Ausgründungen. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass jeder Angehörige der TU Chemnitz um unser Angebot weiß und sich traut, Unterstützung bei SAXEED zu suchen. Wir hören schon ab und zu, dass Studierende oder Wissenschaftler meinen, dass sie nur mit ausgereiften Ideen zu uns kommen können. Oder es gibt Bedenken, dass wir nur technologieorientierte oder besonders innovative Ausgründungen betreuen. Das ist nicht so. Gründungsinteressierte können in jeder Phase zu uns kommen – egal aus welchem Fachbereich. Und natürlich sichern wir allen Gründungsinteressierten Vertraulichkeit zu.
SAXEED richtet sich mit seinem Angebot an Studierende, Mitarbeiter und Alumni. Eine wesentliche Neuerung ist die Betreuung von Alumni bis zu zehn Jahre nach Verlassen der Hochschule.
Ja, denn bisher konnten wir Absolventen nur bis zu fünf Jahre nach Austritt aus der Hochschule betreuen. Mit Start des neuen SAXEED-Projekts eröffnen sich uns nun neue Möglichkeiten. Ein wesentliches Ziel ist es für uns daher, Wege zu erschließen, um verstärkt auch ehemalige Hochschulangehörige zu erreichen. Ich denke, hier bietet sich viel Potenzial – gerade bei Personen, die zunächst einige Jahre erste Berufserfahrungen gesammelt haben. Wir werden daher unsere Sichtbarkeit nach außen erhöhen und uns mehr in der Stadt und Region einbringen.
Wie viele Ausgründungen haben bereits den Sprung aus der TU Chemnitz auf den Markt geschafft?
Das Gründernetzwerk SAXEED in seiner jetzigen Form existiert seit 2006. Im vergangenen Sommer konnten wir mit „Maiwald Engineering“, einem Spezialdienstleister für die Simulation des Wälzlagerwanderns, die 100. durch das Gründernetzwerk begleitete Ausgründung zählen. Jedoch war die TU Chemnitz bereits vor 2006 im Gründungsbereich engagiert – Vorläufer von SAXEED gab es bereits seit 2002. Wir wissen von 142 , die von 2002 bis Ende 2014 in eine berufliche Selbständigkeit begleitet worden. Darüber hinaus gibt es weitere Projekte, die sich ohne unsere Unterstützung ausgegründet haben, oder die viele Jahre nach der Beratung von uns unbemerkt den Sprung in die Selbstständigkeit wagten und deshalb in unserer Datenbank nicht auftauchen. Daher haben wir sicherlich nicht jede Ausgründung auf dem Radar, was bei insgesamt 506 seit 2002 an der TU betreuten Projekten nachvollziehbar ist. Die Aufarbeitung unserer Erfolgsstatistik ist somit eine weitere wichtige Aufgabe für die Zukunft.
Vielen Dank für das Gespräch!
(Das Interview führte Mario Steinebach.)
Weitere Informationen zu SAXEED: http://www.saxeed.net
Weitere Informationen zum Zentrum für Wissens- und Technologietransfer: https://www.tu-chemnitz.de/transfer/zwt
Mario Steinebach
01.06.2015