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Dem Gehirn beim Arbeiten zusehen

Elf Fragen an Prof. Dr. Alexandra Bendixen, die seit April 2015 Inhaberin der Professur Struktur und Funktion kognitiver Systeme ist

Prof. Dr. Alexandra Bendixen (36) ist seit April 2015 Inhaberin der Professur Struktur und Funktion kognitiver Systeme an der Fakultät für Naturwissenschaften. In elf Antworten gibt sie den Lesern von „Uni aktuell“ Einblicke in ihren Werdegang, ihre Ziele und ihre Zeit in Chemnitz.

Was versteht man eigentlich unter Struktur und Funktion kognitiver Systeme?

Mit meiner Arbeitsgruppe erforsche ich, nach welchen Prinzipien sich die mentalen Vorgänge des Menschen vollziehen. Unser wichtigstes Forschungswerkzeug, die Elektroenzephalographie (EEG), erlaubt es uns, „dem Gehirn beim Arbeiten zuzusehen“ – also sensorische und kognitive Prozesse des Menschen in dem Moment zu erfassen, in dem sie vonstattengehen. So gewinnen wir ein Verständnis dafür, welche höheren kognitiven Funktionen (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Prädiktion) uns dabei unterstützen, elementare Leistungen im Alltag (z.B. Sprachverstehen) scheinbar mühelos zu vollbringen.

Die TU Chemnitz ist für mich als Professorin die richtige Wahl, weil ...

... sie mutige neue Wege geht, bei denen Interdisziplinarität nicht nur auf dem Etikett steht, sondern tatsächlich gelebt wird. Sie ist auch deshalb eine gute Wahl für mich, weil ich mich der Region persönlich verbunden fühle.

Stellen Sie uns kurz Ihre akademische Laufbahn vor.

Ich habe an den Universitäten Leipzig und Grenoble (Frankreich) Psychologie mit Nebenfach Informatik studiert. Nach Tätigkeiten an arbeitspsychologischen Instituten in Stuttgart und München entschied ich mich für eine Promotion im Bereich Neurowissenschaften in Leipzig. Mein Postdoc-Forschungsaufenthalt an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest eröffnete mir neue Perspektiven auf die Kognitionswissenschaften, die richtungsweisend für meine Habilitation an der Universität Leipzig waren. Ab 2013 habe ich als Juniorprofessorin für Psychophysiologie des Hörens an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg meine eigene Arbeitsgruppe aufgebaut und freue mich, dass ein Großteil meiner Gruppe nun mit mir in Chemnitz forscht und lehrt.

Beschreiben Sie Ihre Studienzeit in maximal 15 Worten.

Neben wichtigen fachlichen haben mich während meines Studiums noch wichtigere menschliche Impulse geprägt.

Hatten Sie während Ihrer Studienzeit Vorbilder, die Sie zur wissenschaftlichen Karriere ermutigt haben?

Ich hatte das Glück, schon zu Diplom- und Promotionszeiten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zusammenzuarbeiten, für die ein Austausch auf Augenhöhe selbstverständlich war. Von Anfang an in Forschungsdiskussionen ernstgenommen zu werden, hat zu meinem Selbstbild als Wissenschaftlerin entscheidend beigetragen. Um so wichtiger ist es mir, die Begegnung auf Augenhöhe auch mit meinen Studierenden und Promovenden fortzusetzen.

Was geben Sie jungen Studierenden und Absolventen mit auf den Weg?

Aus meiner Sicht ist es entscheidend, unter vielen Entwicklungsmöglichkeiten die richtigen für sich auszuwählen, herauszufinden, was einen wirklich interessiert, und dies dann konsequent zu verfolgen, sich dabei durchaus zu fordern und nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Ich selbst habe die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, Alternativen aktiv auszuprobieren – sich dann aber auch zu trauen, die Richtung zu ändern, wenn man merkt, dass es doch nicht der passende Weg ist.

Was möchten Sie künftig in der Lehre erreichen?

Ich möchte Begeisterung für das moderne, interdisziplinäre Gebiet „Sensorik und kognitive Psychologie“ wecken und erhalten, möchte ein echtes, tiefgründiges Verständnis der vermittelten Inhalte erreichen und eine kritische wissenschaftliche Herangehensweise zur Selbstverständlichkeit machen, möchte die Eigenverantwortlichkeit der Studierenden fördern und auf Augenhöhe mit ihnen diskutieren.

Welche Impulse setzen Sie in der Forschung an der TU Chemnitz?

Mit dem Aufbau moderner Psychophysik- und EEG-Laborräume habe ich mit meiner Arbeitsgruppe nun die Möglichkeit, das Zusammenspiel von menschlicher Sensorik und Kognition und dessen Veränderung über die Lebensspanne umfassend zu erforschen. Im Moment konzentrieren wir uns dabei auf den Bereich der Hörforschung, da gerade das Thema „Hören im Alter“ gesellschaftlich stark an Bedeutung gewinnt. Ein weiteres zentrales Forschungsthema ist die menschliche Aufmerksamkeitsausrichtung und Ressourcenpriorisierung in Situationen mit einer Vielzahl an Reizen und Anforderungen. Die Untersuchung menschlicher Sensorik und Kognition liefert eine fundierte Basis für deren Nachgestaltung in technischen Systemen und stärkt damit den Forschungsschwerpunkt „Mensch und Technik“ der TU Chemnitz. Perspektivisch wollen wir die Forschungsaktivitäten aller einschlägigen Arbeitsgruppen der TU Chemnitz im Zentrum für Sensorik und Kognition bündeln und damit den interdisziplinären Austausch weiter fördern.

Es gibt rund 45.000 Professoren an deutschen Hochschulen. Was hebt Sie ab?

Als Psychologin an einem Institut für Physik habe ich sicher einen eher ungewöhnlichen Weg zur Professur beschritten – aber der zugrundeliegende Gedanke, Grenzen jenseits des Etablierten auszuloten, eint mich hoffentlich mit meinen Kolleginnen und Kollegen.

Welchen Ort in Chemnitz zeigen Sie Gästen am liebsten?

Neben den Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt gehört die Villa Esche zum festen Besuchsprogramm.

Wie bringen Sie sich ins Leben der Stadt ein?

Bislang konzentrierte sich das Leben jenseits des beruflichen Ankommens auf meinen jetzt anderthalbjährigen Sohn. Perspektivisch freue ich mich auf eine Möglichkeit, mich musikalisch in das Stadtleben einzubringen.

Weitere Informationen zur Professur: https://www.tu-chemnitz.de/physik/SFKS/

Mario Steinebach
01.08.2016

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