Leichtbaustandort Chemnitz im internationalen Wettbewerb stärken
Bundesexzellenzcluster MERGE der TU Chemnitz gründet grenzübergreifendes Forschungszentrum mit Breslauer Unternehmen Dopak
Der Bundesexzellenzcluster „Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen“ (MERGE) der Technischen Universität Chemnitz treibt seine Internationalisierungsstrategie weiter voran. Dafür unterzeichnete MERGE-Koordinator Prof. Dr Lothar Kroll gemeinsam mit der Geschäftsführerin des polnischen Kunststoffunternehmens Dopak, Ursula Steiner, in Breslau/Polen eine Vereinbarung zur Gründung des grenzübergreifenden Forschungszentrums für Kunststofftechnologien Dopak. Martin Dulig, stellvertretender Ministerpräsident des Freistaates Sachsen und Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr sowie Iwona Krawczyk, Vizemarschallin der Woiwodschaft Niederschlesien, waren bei der Unterzeichnung anwesend. Sie fand am Rande des 12. Polnisch-Sächsischen Wirtschaftsforums statt.
Durch das Forschungszentrum soll die Entwicklung und Herstellung spritzgießbasierter Leichtbaukomponenten in funktionalisierter Hybridbauweise maßgeblich vorangetrieben werden. Die Eröffnung des sich im Bau befindlichen neuen Komplexes in der Nähe des Breslauer Flughafens ist für Anfang 2018 geplant. Beteiligt an dem Forschungszentrum ist neben MERGE auch das Chemnitzer An-Institut Cetex (Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gGmbH).
Gelungenes Beispiel für grenzüberschreitende Forschungskooperation
Der sächsische Staatsminister Martin Dulig hob MERGE als ein gelungenes Beispiel für grenzüberschreitende Forschungskooperation mit polnischen Wissenschafts- und Wirtschaftseinrichtungen hervor: „Eine ganz besondere Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern besteht im Rahmen der Internationalisierungsstrategie des Clusters durch MERGEurope, indem komplementäre und innovative Technologien auf internationaler Ebene aufgebaut werden. Hier sind intensiv grenzüberschreitend die polnischen Partner auch mit Clustern aus Tschechien, Spanien, Italien und den Niederlanden miteinander vernetzt. Dadurch sind die sächsischen und polnischen Unternehmen gemeinsam an Technologien beteiligt, die u. a. die Ziele des Klimaschutzes in Europa weiter vorantreiben.“
Der Rektor der TU Chemnitz, Prof. Dr. Gerd Strohmeier, sieht durch diese und weitere internationale Kooperationen eine Stärkung des Forschungsstandorts Chemnitz: „Die TU Chemnitz hat sich zum wichtigsten Leichtbautechnologiestandort in Sachsen und weit darüber hinaus entwickelt“, so Strohmeier. Durch Kooperationen wie mit dem Unternehmen Dopak werde die Leichtbauforschung in Chemnitz weiter vorangetrieben.
Neben MERGEurope seien auch weitere europäische Netzwerkprojekte von MERGE Belege für den grenzübergreifenden Austausch und Erfolg, so der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig: „Erst kürzlich wurden strategisch wichtige Projekte wie AMiCE und Synergy durch die Europäische Union bewilligt, die auf fortgeschrittene Produktionstechnologien abzielen. Das EU-Projekt „Synergy“ wird mit Chemnitzer Beteiligung von Breslau aus koordiniert. AMiCE wird koordiniert von Chemnitz aus unter Beteiligung von Breslau. Dementsprechend sind beide Projekte beispielgebend für eine erfolgreiche Kooperation zwischen Sachsen und Polen.“
Hintergrund: Projekte „AMiCE“ und „Synergy“
Das von der Europäischen Union geförderte Interreg-Projekt „AMiCE“ (Alliance for Advanced Manufacturing in Central Europe), das von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Bundesexzellenzcluster MERGE maßgeblich initiiert wurde, startete am 20. September 2017 mit einem Kick-off-Treffen an der TU Chemnitz.
Auch das EU-geförderte Interreg-Projekt „Synergy“, das darauf abzielt Kooperationen und Synergien zwischen Unternehmen, Industrie, Forschung, Vermittlern und politischen Entscheidungsträgern in Mitteleuropa zu stärken, verbindet den Cluster MERGE der TU Chemnitz und die TU Breslau miteinander. Im Fokus stehen dabei die Themen „Additive Fertigung und 3D-Druck“, „Mikro- und Nanotechnologie-bezogene Prozesse und Materialien“ sowie der Sektor „Industrie 4.0“.
Hintergrund: Kunststoffunternehmen Dopak
Die Firma Dopak beschäftigt sich mit der Entwicklung von Spritzguss- und Peripheriemaschinen auf dem Gebiet der Kunststoff-Produktion in Polen. Das Unternehmen bringt sich seit Beginn des Jahres als Mitglied im Industriebeirat des Bundesexzellenzclusters MERGE der TU Chemnitz mit seiner Expertise in die Erforschung ganzheitlicher Produktionstechnologien ein. Auch im Rahmen des Internationalisierungskonzeptes „MERGEurope“ ist Dopak Projektpartner der Chemnitzer Universität.
Hintergrund: Schlüsseltechnologie Leichtbau im Bundesexzellenzcluster MERGE
Der Bundesexzellenzcluster „Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen“ (MERGE) der TU Chemnitz ist der erste und einzige Bundesexzellenzcluster auf dem Gebiet der Leichtbauforschung. In diesem Projekt arbeiten seit 2012 etwa 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Technikerinnen und Techniker an Technologiefusionen für multifunktionale Leichtbaustrukturen. Ziel ist es, heute noch getrennte Fertigungsprozesse bei der Verarbeitung unterschiedlicher Werkstoffgruppen wie Textilien, Kunststoffe und Metalle zusammenzuführen sowie gleichzeitig Bauteile und Halbzeuge mit Sensorik und Aktorik auszustatten. Mehrkomponentenbauteile können dann in Großserie kostengünstiger und energieeffizienter produziert werden. In MERGE sind auch Großunternehmen und zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen eingebunden, die komplementär die Wertschöpfungskette „Vom Werkstoff zur Leichtbaustruktur“ abbilden. Die Projektergebnisse des Clusters bedienen bereits führende Märkte der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrt, des Maschinenbaus und der Mikrosystemtechnik. Bis zum 31. Oktober 2017 wird MERGE mit 34 Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Hinzu kommt eine Überbrückungsfinanzierung bis 31. Dezember 2018 in Höhe von rund 6,5 Millionen Euro.
MERGE ist der einzige der aktuell 43 Bundesexzellenzcluster, der im Programm „Internationalisierung von Spitzenclustern, Zukunftsprojekten und vergleichbaren Netzwerken" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erfolgreich war und entsprechend gefördert wird. Das daraus entwickelte Internationalisierungskonzept „MERGEurope“ vereint als Netzwerk mehr als 400 Partner in Wissenschaft und Wirtschaft aus Polen, Tschechien, Spanien, Italien, Deutschland und den Niederlanden.
Mario Steinebach
26.10.2017