Neue Perspektiven für Iberische Studien
TU Chemnitz geht mit internationaler und interdisziplinärer Tagung wichtigen Schritt zur Etablierung von innovativer Forschungsrichtung
Die von der Professur Kultureller und Sozialer Wandel (Prof. Dr. Teresa Pinheiro) der Technischen Universität Chemnitz organisierte Tagung „II Jornadas de Estudios Culturales Ibéricos“ (16. bis 18. November 2017) ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Etablierung der im deutschen Sprachraum noch jungen Forschungsrichtung der Iberischen Studien. Die Referentinnen und Referenten aus Deutschland, Israel, Italien, Irland, Neuseeland, USA und der Iberischen Halbinsel präsentierten neue Forschungsprojekte und diskutierten auf Spanisch, Portugiesisch, Galicisch, Katalanisch und Englisch über Verknüpfungspunkte ihrer benachbarten Disziplinen aus den Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaften.
Prof. Dr. Stefan Garsztecki, Dekan der Philosophischen Fakultät der TU Chemnitz, eröffnete die „II Jornadas“. In seinem Grußwort unterstrich er die Bedeutung der „Area Studies“ für die Europa-Studien, die auch in Chemnitz aus verschiedenen regionalen Blickwinkeln sowie fächerübergreifend gelehrt und beforscht werden.
Gegenseitige Beeinflussungen sichtbar machen
Die Themenvielfalt der „II Jornadas“ spiegelte die Diversität an neuen Perspektiven und methodischen Forschungsansätzen wider, welche die Iberischen Studien zu bieten haben. In den insgesamt acht Sektionen kamen regionale Erinnerungskulturen, etwa aus Galicien oder dem Baskenland, hinsichtlich des Spanischen Bürgerkrieges ebenso zur Sprache wie der unterschiedliche Umgang Spaniens und Portugals mit der diktatorischen Vergangenheit.
Darüber hinaus fanden katalanische, portugiesische, asturische, baskische oder kastilische Sichtweisen auf die iberische Halbinsel im Rahmen der Tagung genauso ihren Platz wie das islamische und jüdische Erbe Spaniens und Portugals. In den zahlreichen Vorträgen und Debatten wurde ersichtlich, dass sich die verschiedenen Regionen der Halbinsel immer wieder politisch, sozial und kulturell beeinflussten. So erläuterte Rita Luís (Universidade Nova de Lisboa), wie spanische Touristinnen und Touristen nach der Nelkenrevolution 1974 das benachbarte Portugal besuchten und die dort gemachten Erfahrungen kultureller und politischer Freiheit ihre Sichtweisen auf das spätfranquistische Spanien veränderten.
Interdisziplinäre Datenbank vernetzt Forschende
Die Teilnehmenden befassten sich ebenso mit der Institutionalisierung der Iberischen Studien im internationalen Kontext. So präsentierten etwa Esther Gimeno Ugalde (Boston College) und Santiago Pérez Isasi (Universidade de Lisboa) die „Iberian Studies Reference Site“ (IStReS). Diese jüngst entwickelte Online-Datenbank umfasst bereits jetzt eine Vielzahl von Daten zu literarischen und kulturellen Studien und dient der Vernetzung der Forschenden auf dem Gebiet der Iberischen Studien. Prof. Dr. Carsten Sinner (Universität Leipzig) und Prof. Dr. Teresa Pinheiro (TU Chemnitz) gaben Auskunft über den geplanten interuniversitären Masterstudiengang Iberische Studien, mit dem sich beide Universitäten auf dem Gebiet international aufstellen und zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses beitragen wollen.
Insgesamt leisteten die „II Jornadas“ einen wichtigen Beitrag zur Etablierung der Iberischen Studien. Am Ende der Tagung zog Prof. Pinheiro eine durchaus positive Bilanz und blickte bereits in die Zukunft: „Die Jornadas werden 2020 an der Universität Bamberg fortgesetzt. Das ist ein sehr positives Zeichen dafür, dass die Kontinuität der Iberischen Studien nun auch im deutschsprachigen Raum gewährleistet ist.“
Weitere Informationen erteilt Thomas Weißmann, Telefon 0371 531-34343, Mail: thomas.weissmann@phil.tu-chemnitz.de
(Autoren: Thomas Weißmann und Silke Hünecke)
Matthias Fejes
27.11.2017