Der bescheidene "Grenzgänger"
Dr. Werner Voigt macht sich seit über 30 Jahren für die Zusammenarbeit zwischen der Westböhmischen Universität Plzen und der TU Chemnitz stark
Der Rektor der Westböhmischen Universität Plzen, Dr. Josef Prusa (l.), überreicht Dr. Werner Voigt die Ehrenmedaille. Foto: privat |
Wenn Dr. Werner Voigt heute die "Medaille des Rektors" der Westböhmischen Universität Plzen (WBU) in die Hand nimmt, erfasst ihn Dankbarkeit und auch ein wenig Stolz. Gern denkt er an den bewegenden Moment zurück, als ihm im November 2006 der Rektor der WBU, Dr. Josef Prusa, die hohe Auszeichnung in der Aula der Plzener Universität überreichte. Der heute 64-jährige Umformtechniker der TU Chemnitz wurde damit für sein langjähriges Engagement um die deutsch-tschechische Zusammenarbeit geehrt.
"Ich habe gar nicht mit dieser Anerkennung gerechnet und bin noch heute gerührt", gibt Dr. Voigt zu. Er ergänzt bescheiden: "Eigentlich ist doch meine Arbeit nicht außergewöhnlich." Doch der Grundstein seines Bestrebens, etwas für die Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen diesseits und jenseits des Erzgebirgskammes zu tun, wurde bereits in den 70er Jahren am damaligen Lehrstuhl Umform- und Zerteiltechnik gelegt. Dort lernte er böhmische Professoren, Mitarbeiter und Studenten kennen. Schritt für Schritt und Jahr für Jahr half er mit, die seit 1968 bestehenden Kontakte zwischen den beiden Partnerlehrstühlen in Lehre und Forschung zu pflegen und auszubauen. "So wurden beispielsweise internationale Forschungsteams und mehrere Forschungsprojekte zwischen unserer Hochschule und der WBU initiiert", berichtet Dr. Voigt.
Nach der Wende organisierte er im Rahmen von deutschen und europäischen Förderprogrammen, z. B. dem ERASMUS-Programm, den Austausch von Dozenten. So hält seine Chefin, Prof. Dr. Birgit Awiszus, jedes Jahr an der WBU Vorlesungen über die Entwicklung in der virtuellen Fertigungstechnik. Die jetzigen Vereinbarungen über die jährlichen Dozentenaufenthalte in Plzen und Chemnitz reichen bis ins Jahr 2010. Auch der Studentenaustausch lag ihm immer am Herzen. "In den ERASMUS-Projekten reisten in jedem Semester mehrere Studenten ins andere Land - insbesondere von Plzen nach Chemnitz", erzählt der Umformtechniker. Unterstützt wurde er bei den Vorbereitungen maßgeblich von den Mitarbeiterinnen des Internationalen Universitätszentrums der TU Chemnitz, allen voran Martina Lorenz und Steffi Kaatz, die ihn über Förderprogramme, z. B. des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), berieten und bei der Finanzierung halfen. Gern erinnert sich Dr. Voigt auch an die Jahre 2004 und 2005 zurück. "Damals besuchten zahlreiche Schüler aus Böhmen unsere Universitätsstadt, denen ich viel zeigen und erzählen konnte", so Dr. Voigt. Unter dem Motto "Deutsch lernen, Europa studieren" - wurde so der Campus mit Leben erfüllt.
In den letzten Jahren sorgte Dr. Voigt dafür, dass Studenten der Fakultät für Maschinenbau der TU Chemnitz in mehrtägigen Exkursionen Firmen der westböhmischen Region, die umformtechnische Produkte herstellen, besuchen konnten. "Ein Highlight ist dabei immer die Besichtigung der Skoda-Werke, in denen in beeindruckender Weise Schmelz- und Gießprozesse sowie die umformende Weiterverarbeitung von Großteilen gezeigt werden", berichtet Dr. Voigt. Natürlich gehört auch das Kennenlernen der Partnerprofessur an der WBU zum Programm der Exkursion. Im Gegenzug weilte im Mai 2007 eine Gruppe von zehn Studenten der WBU zu einem einwöchigen Studienpraktikum an der Professur Virtuelle Fertigungstechnik in Chemnitz, gefördert vom DAAD.
Sein Wirken um die Kooperation zwischen der WBU und der TU Chemnitz verschafft Dr. Voigt nicht nur in Plzen, sondern auch in Chemnitz bei seinen Kollegen und Studenten Anerkennung. "Wer heute einen Draht zur Fakultät für Maschinenbau der WBU sucht, kommt oft zuerst zu mir", freut sich der Umformtechniker. Dass er bald seinen verdienten Ruhestand antritt, bedeutet jedoch nicht, dass die Kontakte nach Tschechien abbrechen. Den "Staffelstab" für die Organisation der Zusammenarbeit wird Carolin Binotsch von ihm übernehmen. "Aber ich werde weiterhin ab und zu nach Böhmen reisen, auch um liebgewonnene Freunde in Pilsen zu besuchen", meint Dr. Voigt vorausschauend.
(Autorin: Heidrun Henning, Praktikantin in der Pressestelle)
Mario Steinebach
15.05.2007