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Hochleistungsverfahren bezwingt Hochleistungswerkstoffe

Chemnitzer Gründerteam „EcoWASP“ präsentierte bei Technologiestammtisch die Vorteile der Suspensionsstrahltechnik und demonstrierte im Rahmen einer Live-Vorführung den aktuellen Stand ihrer neu entwickelten Wasserstrahl-Technologie

Das vierköpfige Forschungstransfer-Team „EcoWASP“ entwickelte an der Technischen Universität Chemnitz eine innovative Werkzeugmaschine zur Bearbeitung von Hochleistungswerkstoffen. Dazu zählen unter anderem technische Keramiken, Hartmetalle oder Carbon. Im Rahmen des Technologiestammtisches am 9. Juli 2019 präsentierte das potentielle Start-up erstmals den selbst entwickelten Maschinenprototypen zum Einsatz der neuen Wasserstrahl-Technologie der Öffentlichkeit. Das Team zeigte außerdem insgesamt 20 Firmen und Netzwerkpartnerinnen und -partnern aus der Region Südwestsachsen die Möglichkeiten des Einsatzes in der eigenen Fertigung. Unterstützt wird „EcoWASP“ bei der Ausgründung durch das Gründernetzwerk SAXEED und die Professur Werkzeugmaschinenkonstruktion und Umformtechnik (IWP) der TU Chemnitz.

Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit Grußworten von Dr. Philipp Klimant, geschäftsführender Oberingenieur des IWP. Nach einer Einführung in die Entwicklung der Wasserstrahltechnik an der Professur beschrieb Markus Dittrich, Teamleiter des Forschungstransfers, die technologischen Vorteile der im Projekt entwickelten Suspensionsstrahl-Anlage und die Hürden, die es während der Entwicklung zu überwinden galt. Im Vergleich zum herkömmlichen Injektorstrahl-Prinzip kann das im Werkzeugmaschinen-Segment neuartige Verfahren höhere Schneidleistungen bei einem deutlich verringerten Strahldurchmesser erzielen. Dadurch ergeben sich neue Bearbeitungsmöglichkeiten, beispielsweise für hoch harte Hochleistungswerkstoffe, die aufgrund bisheriger technologischer Grenzen bei der Bauteilnachbearbeitung die Grundlage für innovative Produkte darstellen.

Partikelbschleunigung wie Zugfahrt

Bei der Suspensionsstrahl-Technologie wird das Abrasivmittel dem Wasser direkt im Hochdruckbereich zugegeben, statt, wie bisher industriell üblich, erst in einem nachgelagerten Schritt durch einen Hochgeschwindigkeits-Wasserstrahl beschleunigt zu werden. „Die Partikelbeschleunigung kann man mit einer Zugfahrt vergleichen: Beim herkömmlichen Injektorstrahl-Prinzip versucht der Abrasivpartikel auf den Wasserstrahl wie auf einen fahrenden Zug aufzuspringen, der mit dreifacher Schallgeschwindigkeit an ihm vorbeirast – Die Suspensionsstrahl-Technologie erlaubt es dem abrasiven Partikel hingegen, schon am Hauptbahnhof in den Zug einzusteigen und so ohne Energieverluste gemeinsam mit dem Zug, also dem Wasserstrahl, zu beschleunigen“, erklärt Markus Dittrich. „Wir sprechen hierbei von einer Steigerung des Gesamtwirkungsgrades um etwa ein Drittel allein bei der Partikelbeschleunigung.“ Ein weiteres Ziel der Entwicklung ist die Reduzierung des Strahldurchmessers, der aktuell bei 0,3 Millimetern liegt. Dadurch können besonders im Segment der Hochleistungswerkstoffe Ressourcen geschont und Konturen mit bisher unerreichter Präzision hergestellt werden.

Praktische Vorführung in der Halle

Nach den Fachvorträgen wurden die Gäste in die Halle E begleitet, um die neu entwickelte Anlage live zu erleben. Beim Imbiss konnten sich die Gäste in kleineren Gesprächsrunden mit den Projektmitgliedern weitere Informationen zu den Arbeitsprozessen einholen.

Hintergrund: EXIST-Programm für Gründungen

„EcoWASP“ wird im Rahmen des Programms „EXIST-Forschungstransfer“ durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Europäischen Sozialfonds gefördert. Das Förderprogramm zielt auf die Übertragung innovativer Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft in die industrielle Anwendung in Form einer Unternehmensgründung.

Für das Forschungstransfer-Team steht die Gründung unmittelbar bevor. Projektleiter Markus Dittrich wird von seinen Teammitgliedern Stefan Seidel, Stephan Richter und Patrick Puschmann begleitet. Unter neuem Namen wird das Startup „NOVAJET“ am Standort Chemnitz sowohl Anlagentechnik auf Basis der Suspensionsstrahltechnologie als auch eine eigene Lohnfertigung anbieten.

Hintergrund: Technologie-Stammtisch

Zusammen mit der IHK Chemnitz und den beteiligten Akteuren lädt das Gründernetzwerk SAXEED der TU Chem­nitz regelmäßig im Rahmen eines Technologiestammtisches zur Technologiepräsentation ein. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, eine engere Verbindung zwischen regionalen Unternehmen und der TU Chemnitz zu schaffen. Über diese Plattform sollen Kooperationen entstehen und somit gemeinsame Projektideen entwickelt und verwirklicht werden.

Hintergrund: Gründernetzwerk SAXEED

SAXEED wird finanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF), des Freistaates Sachsen, der beteiligten Hochschulen sowie des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).

 (Autor: Joseph Stephens)

Matthias Fejes
17.07.2019

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