Von Bengaluru nach Hannover
Abhishek Honnavalli Puttaiah aus Indien ist TU-Absolvent und arbeitet dank Unterstützung des Career Service der TU Chemnitz für einen der größten deutschen Automobil-Zulieferer in Hannover – der Weg dahin war steinig
Abhishek Honnavalli Puttaiah ist ehrgeizig. Obwohl der 28-jährige Inder bereits in seinem Heimatland Elektro- und Informationstechnik studiert und einen guten Job gefunden hatte, möchte er mehr. Maschinelles Lernen, das sei in seinen Augen die Zukunft. Und die liegt in Deutschland, dem „Land der Ideen“, so sagt Abhishek. „Ich wollte nicht mit 60 Jahren auf mein Leben zurückblicken und mich über eine verpasste Chance ärgern. Also kündigte ich im September 2014 meinen gut bezahlten Job als Systemingenieur in Indien und bewarb mich für ein Masterstudium in Deutschland. Meine Familie stand dabei zu 100 Prozent hinter mir.“
Doch dann kam alles anders: Die Zusage zum Studium an einer deutschen Hochschule bereits in der Tasche, erreichte ihn das notwendige Studentenvisum, für das er bereits knapp 8.000 Euro nach Deutschland überwiesen hatte, nicht mehr rechtzeitig bis zur Einschreibefrist. Abhishek Honnavalli Puttaiahs Studienplatz verfiel, er war an seinem persönlichen Tiefpunkt angekommen: „Ich war wirklich deprimiert. Nicht nur mein Job war weg, auch mein ganzes Geld und der lang ersehnte Studienplatz. Ich begann, alles in Frage zu stellen. Vielleicht hatte ich doch die falschen Entscheidungen getroffen?”
Aber der junge Inder gab nicht auf, bewarb sich 2015 erneut, diesmal an der Technischen Universität Chemnitz, und er hatte Glück: „Eigentlich wollte mich mein neuer Arbeitgeber in Indien für ein Projekt nach Deutschland schicken, doch ich wollte meinen Traum nicht einfach wegwerfen. Als ich dann die Zusage aus Chemnitz für den Masterstudiengang „Embedded Systems“ erhielt, zögerte ich keine Sekunde.“
Lebenswert für Studierende
Im April 2015 kommt Abhishek endlich nach Deutschland und beginnt sein Studium an der TU. Über seine Studienortwahl ist er bis heute glücklich: „Chemnitz hat viele tolle Grünanlagen, die ich gerne zum Meditieren genutzt habe. Aber auch die geringen Lebenserhaltungskosten und die Sauberkeit, machen die Stadt zu einem lebenswerten Ort für Studenten“, resümiert er seine Zeit in Chemnitz. Auch die Wohnortnähe zum Campus genoss er sehr: „In Indien musste ich jeden Tag vier Stunden von meinem Heimatort bis zur Uni pendeln.“
Abhishek schafft es, all seine Scheine im ersten Studienjahr zu absolvieren, schließt sein Forschungsprojekt erfolgreich ab und schreibt im Anschluss seine Masterthesis bei der IAV GmbH in Braunschweig. Begleitet wurde er auf seinem Weg vom Career Service der TU Chemnitz: „Ich habe mir von Anfang an Gedanken um meinen Jobeinstieg in Deutschland gemacht. In Indien ist es so, dass viele Studenten schon im Studium von den Firmen abgeworben werden. In Deutschland scheint das nicht so üblich zu sein. Umso wichtiger war es mir, selbst aktiv zu werden“, erklärt Abhishek Honnavalli Puttaiah. Kurz nach seiner Ankunft in Chemnitz besuchte er die Karrieremesse ChemCon (jetzt TUCconnect), ließ erste Bewerbungsfotos von sich machen und lernte so den Career Service der TU Chemnitz kennen, bei dem er von nun an ein- und ausging. „Das war der Beginn meiner beruflichen Laufbahn in Deutschland”, erklärt Abhishek Honnavalli Puttaiah stolz.
Er besuchte nützliche Workshops, nahm an den angebotenen Exkursionen teil. In seinem WG-Zimmer bastelte er sich aus Firmen-Magazinen und Katalogen ein Vision Board, seine Karriereziele immer vor Augen. „Jedes Mal, wenn ich beim Career Service war, deckte ich mich mit neuem Material ein, unsere ganze WG war voll davon. Viele Freunde besuchten uns nur, um sich meine Vision Boards anzuschauen. Für mich waren sie vor allem die Motivation, um weiterhin an meine Ziele zu glauben und meine Fähigkeiten auszubauen“, erzählt Abhishek.
Career Service gab wertvolle Unterstützung – Jobeinstieg erfolgreich
Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Career Service optimierte er seine Bewerbungsunterlagen und verbesserte zusätzlich seine Deutschkenntnisse. 2017 schloss er sein Masterstudium mit der Note „gut“ ab. Knapp 200 Bewerbungen verschickte er, jedoch zunächst ohne Erfolg. Schließlich half ihm der Zufall ein wenig nach: „Auf dem Rückweg von einem Bewerbungsgespräch in München traf ich im Zug einen Mitarbeiter von Continental. Ich erzählte ihm von meinen bisher gesammelten Erfahrungen im Bereich ‚Maschinelles Lernen’. Er zeigte großes Interesse an meinen Bewerbungsunterlagen und keine Woche später hatte ich ein Jobinterview.“
Heute arbeitet Abhishek Honnavalli Puttaiah bei Continental in Hannover, ist Daten-Ingenieur. Mit seinem Knowhow soll er die Reifenperformance verbessern – sein absoluter Traumjob. Ohne die Hilfe des Career Services, so sagt Abhishek, wäre er heute nicht am Ziel: „Gemeinsam haben wir immer und immer wieder an meinen Unterlagen gearbeitet. Ich habe viele hilfreiche Tipps bekommen, zum Beispiel wie ich bei einem Bewerbungsgespräch sicher auftreten kann oder wie der perfekte Lebenslauf aussehen muss. Dabei habe ich mich immer willkommen gefühlt.”
Anderen Studierenden rät er, die Angebote des Career Services regelmäßig zu nutzen: „Besucht unbedingt die Karrieremessen, um erste Kontakte mit Firmen zu knüpfen! Auch auf Exkursionen könnt ihr Unternehmen und ihre Strukturen ganz unkompliziert kennen lernen. Die angebotenen Workshops und Infoveranstaltungen können sehr hilfreich sein, um sich auf den Berufseinstieg optimal vorzubereiten. Werdet selbst aktiv und glaubt an euch und eure Fähigkeiten.“
(Autorin/Übersetzung: Maria Hauschild)
Matthias Fejes
30.07.2019