MADRID MONUMENTAL

 

JUNIORPROFESSUR KULTURELLER UND SOZIALER WANDEL

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Das Leben des bourbonischen Königs Karl III.

Karl III. wurde am 20. Januar 1716 in Madrid als Sohn von Philipp V. und Isabel Farnese geboren. Er ist gewissenhaft erzogen worden, erlernte verschiedene Sprachen, wie etwa Latein und Italienisch sowie Wissenschaften. Mit zunehmendem Alter entfaltete sich seine Leidenschaft für die Jagd zusehends.[1]

Schon vor seiner Zeit als Herrscher Spaniens, konnte er Regierungserfahrungen sammeln. Seit 1734 war er, unter der Voraussetzung keine Personalunion mit der spanischen Krone einzugehen, Reformkönig von Sizilien und Neapel.[2] 1738 heiratete Karl IIl. in Dresden seine Gattin Maria Amalia Wallburga von Sachsen.

Nach seiner Abdankung im Oktober 1759, als König von Teilen Italiens, reiste er mit seiner Familie nach Spanien um dort sein neues Amt als Monarch anzutreten. Erstmals folgte ein regierungserfahrener und gereifter Mann für die spanische Krone. Im Juli 1760 bestieg Karl offiziell den Thron, was mit Theateraufführungen oder Stierkämpfen gefeiert wurde.

Im Vergleich zu Italien war Spanien kärglicher. Er sah, dass Madrid eine sehr schmutzige Stadt war. Deshalb bemühte sich Karl III. gleich zu Beginn seiner Regierungszeit einiges zu verändern. Eines seiner Hauptanliegen war, die Infrastruktur der Hauptstadt zu verbessern, sowie das gesamte Land zu modernisieren. Außerdem nahm er sich zum Ziel, die Armee und Marine einsatzfähig zu machen. Diese Investitionen belasteten den Staatshaushalt jedoch sehr.

1766 verschlechterte sich, aufgrund der finanziellen Situation, die Stimmung im Land. Der Aufstand gegen Esquilache, den Finanzminister Spaniens, führte zu Tumulten und Unruhen in den Provinzstädten. Der Spruch: „Lang lebe der König, aber nieder mit seinen üblen Ministern“ verbreitete sich rasch.[3]

1767 unterzeichnete der König ein Dekret, das die Ausweisung aller Jesuiten aus spanischen Territorien bedingte. Offensichtlich richtete sich seine Politik gegen den Jesuitenorden, der zunehmend die Arbeit des eifrigen Königs behinderte. Einige Jahre später brachte Karl III. sogar den Papst dazu, den Orden aufzulösen. Somit schied dieser aus Gesellschaft und Politik aus. Der Besitz ging an die spanische Krone, was dem geschädigten Finanzhaushalt zugutekam.[4]

Höhepunkt seiner politischen Handlungen war die Gründung patriotischer Gesellschaften (sp.: Sociedades Económicas de Amigos del País). Diese sollten sich „der Förderung des öffentlichen Wohls, dem Studium und der Erprobung neuer Techniken und landwirtschaftlichen Anbauformen, der Verbreitung der neuen ökonomischen Ideen, sei es durch gemeinsame Lektüre einschlägiger Veröffentlichungen, sei es durch Schulung junger Menschen, der Förderung der Armen durch Anleitung zu Arbeit und Broterwerb“[5] widmen. Ihm gelang es auf diese Weise, dass Teile der modern denkenden Intellektuellen eine öffentliche Debatte über politische Themen führten.

In den letzten Jahren seiner Regierungszeit setzte er die Modernisierung Spaniens, die Einschränkung der kirchlichen Privilegien und den Aufbau des Heeres fort. Der arbeitswütige Karl III. verstarb am 14. Dezember 1788 in Madrid und wurde – wie seine Vorgänger auch - im Pantheon in El Escorial beigesetzt.

Die Statue Karls III. auf der Puerta del Sol

Der Standort des Denkmals von Karl III. ist optimal gewählt worden, da dieses sich auf der beliebten Puerta del Sol, dem Herzstück der spanischen Hauptstadt, befindet. Der Sonnenplatz als Mittelpunkt der Stadt ist ein beliebter und geschätzter Treffpunkt für die Madrilenen sowie für viele Touristen. Die angrenzenden kleinen Gassen bieten neben vielen architektonischen Sehenswürdigkeiten diverse Einkaufsmöglichkeiten. So ist das Corte Inglés wohl das bekannteste und größte Kaufhaus in ganz Madrid.

Des Weiteren befindet sich auf der Puerta del Sol der Null-Kilometerstein der sechs Hauptnationalstraßen Spaniens, welcher genau vor dem heutigen Postgebäude liegt. Durch die dortige Metro-Station, die zahlreichen Cafés, kleinen Läden und den vielen Menschen, ist der Platz ständig in Bewegung. Somit ist die Statue stets im Sichtfeld der Menschen. Sie scheint in das Leben der Spanier integriert zu sein. Dass das Denkmal an so einem bedeutenden Platz steht, spricht für die Wichtigkeit der Person Karl III. für die ganze Nation.

Karl III. sitzt mit feiner, zeitgenössischer Robe auf einem edlen Ross. Sein Kopf ist nach rechts gerichtet, während das Pferd grazil nach vorne schaut. Er hält die Zügel fest in der Hand – ein typischer Ausdruck seiner Regentschaft. Das linke Vorderbein des Rosses ist gehoben, um eine ständige Bewegung zu verdeutlichen. Dadurch scheint der ehemalige spanische König sehr graziös. Die Einheit von Reiter und Pferd zeigt die königliche Vormachtstellung. Diese Reiterfigur befindet sich auf einem steinernen Sockel, der reich mit Inschriften, auf die im weiteren Textverlauf eingegangen werden, verziert ist. Diese sind eine Huldigung an seine vielseitigen Errungenschaften als König für Madrid und Spanien. Über die Eingravierung Carlos III Rey de España (dt.: „Karl III., König Spaniens“) befindet sich das königliche Wappen.

Aufgrund des Sockels ist die Statue Karls III. in erhöhter Position. Dementsprechend muss man nach oben schauen, um den Monarchen betrachten zu können. Diese „Unantastbarkeit“ wird durch den umrandenden Zaun unterstützt.

Mit den Erkenntnissen und der Tatsache, dass es sich bei Karl III. um einen Herrscher des 18. Jahrhunderts handelt, meint man ein Monument vor sich zu haben, das dem 19. Jahrhundert im Kontext des spanischen Nation-Building und der Monumentalisierung Madrids entstammt. Wahrhaftig wurde das Denkmal erst im Jahr 1994 nach einem Referendum unter Felipe González, dem damaligen Ministerpräsidenten, erbaut. Karl III. hat laut Inschrift viel Gutes für Madrid vollbracht, deshalb wollten die Bürger ihn ehren und an ihn erinnern. Da es ein recht junges Monument ist, befindet es sich in einem sehr guten Zustand.

Die Verdienste seiner Herrschaft sind im Sockel seines Denkmals in einer langen Inschrift verewigt: „Sohn von Felipe V. und Isabel von Farnesio. 1716 in Madrid geboren. Mit Doña Maria Amalia von Sachsen verheiratet […] Die großen Werke die er errichtete, lassen Ihn als den besten Oberbürgermeister von Madrid ernennen. Starb im Jahre 1788“.[6] Diese Inschrift betont ausschließlich positive Dekrete, die Karl III. in seiner Amtszeit veranlasste. Dass er sogar als bester Oberbürgermeister Madrids bezeichnet wird, obwohl er König und nicht Bürgermeister war, verdeutlicht den Stolz der Madrilenen auf den spanischen König. Schon auf seiner Reise in die spanische Hauptstadt 1759 wurde Karl III. von der Bevölkerung gefeiert. Diese Befürwortung des ehemaligen Herrschers lässt sich mit dem Denkmal in Verbindung bringen. Nach über 200 Jahren forderten die Spanier die Errichtung eines Monuments für den engagierten König Karl III.

Jamina Belarbi und Linda Dennelöhr
 


[1] Bernecker / Seidel / Hoser 1997: 160.
[2] Vincent / Stradling 1995: 113.
[3] Vincent / Stradling 1995: 114.
[4] Bernecker / Seidel / Hoser 1997: 165ff.
[5] Bernecker / Seidel / Hoser 1997: 177.

[6] Vollständige Inschrift "Sohn von Felipe V. und Isabel von Farnesio. 1716 in Madrid geboren. Mit Dona Maria Amalia von Sachsen verheiratet, war Herzog von Parma, Piacenza und Toscana, sowie König von Neapel. 1759 Nachfolger seines Stiefbruders Fernando VI. als König von Spanien. Der aufgeklärte Monarch regierte und modernisierte das Land mit Hilfe ehrwürdiger Politiker, Wissenschaftler, Künstler, verstärkte die Justiz und das bürgerliche Recht. Ergriff Maßnahmen zur Regeneration der Gesellschaft und die Förderung der guten Sitten. Unterstützte die Wissenschaft, die Medizin, das Ingeneurwesen und die Künste, indem er die Gründung von Institutionen zur Förderung von Kultur und Freundeskreisen zur Wirtschaftsförderung guthieß. Förderte die Agrarreform, den Bergbau, die Industrie und das  Gewerbe. Unter seiner Herrschaft wurden Fabriken gegründet und Schiffshäfen gebaut. Unterstützte die Kolonisierung Andalusiens durch die Gründung neuer Siedlungen. Ließ Kanäle und Wege bauen, um den Personen- und Warenverkehr zu fördern. Schuf die Pächte der Provinzlandgüter, sowie die Fueros, interne Zölle und Metropolen und ersetzte sie durch eine einzige Steuer. Führte die Gewerbefreiheit mit Amerika ein, gründete die Sankt Carlos-Bank, die erste Nationalbank des Königreiches. Unterstützte due Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien. Förderte die wissenschaftlichen Expeditionen nach Amerika und Australien. Entwickelte eine Politik zur Förderung von Reichtum in dne Vize-Königreichen. eroberte Menorca wieder und trug zur Verschönerung de Siedlungen auf der Halbinsel und in Amerika durch die Einführung von Alleen, Kanalisationssystemen und Straßenbeleuchtung. Setzte Maßnahmen zur besseren Hygiene und Sauberkeit der Städte durch, ließ Krankenhäuser und Friedhöfe jenseits der Stadtmauer bauen und führte die Pflicht ein, die Gemeindeerlässe anzuwenden. Die großen Werke die er errichtete, lassen ihn als den besten Oberbürgermeister von Madrid ernennnen. Starb im Jahre 1788."

 

Bibliografie:

  • Bernecker, Seidel, Hoser (1997): Die spanischen Könige. 18 historische Porträts vom Mittelalter bis zur Gegenwart.München: Beck.
  • Ducay, Carmen / Navarro, Cristina (2003) (Hgg.): Historia y política a través de la Escultura pública. Zaragoza: Institution Fernando El Católico.
  • Jacquet, Jean-Louis (1969): Die großen Dynastien Europas. Die spanischen Bourbonen. Lausanne: Editions Rencontre.
  • Vincent, Stradling (1995): Weltatlas der alten Kulturen. Spanien und Portugal. Geschichte-Kunst-Lebensformen. München: Christian Verlag.