Nationalbibliothek
Der imposante Bau der Biblioteca Nacional (dt.: „Nationalbibliothek“) befindet sich auf dem Plaza de Colón, dem Platz, an dem der Paseo de Recoletos endet und in den Paseo de la Castellana übergeht. Die vielbefahrene Prachtstraße Paseo de Recoletos ist die Verlängerung des Paseo del Prado. Sie ist von unzähligen, eindrucksvollen Bauwerken umgeben.
Der quadratische Bau der Bibliothek mit seinem rechteckigen Grundriss erstreckt sich über einen ganzen Häuserblock zwischen dem Paseo de Recoletos und der Calle de Serrano. Das Gebäude wirkt in seinem neoklassizistischen Stil sehr majestätisch auf die Betrachter. Auffallend sind der eindrucksvolle, vorgezogene Giebel mit dem Säulengang, die Empore und der griechisch inspirierte Portikus.[1] Diese drei Bestandteile wirken sehr harmonisch zum restlichen Stil des Gebäudes.
Der Giebel wurde von Augustín Querol aus Marmor gefertigt. Die Statue in der Mitte verkörpert den Frieden, die Statue links zu ihren Füßen ist die Personifizierung des Krieges, welcher ein Schwert zerbricht. Daneben werden die verschiedenen Künste und Wissenschaften: die Rhetorik, die Poesie, die Musik, die Architektur, die Malerei, die Bildhauerei und die Philologie zusammen mit der Industrie, dem Handel und der Landwirtschaf, dargestellt. Alle diese Künste werden ebenfalls durch Statuen verkörpert. Blickt man auf die rechte Seite, erkennt man die Philosophie, die Gerichtsbarkeit, die Geschichte, die Astronomie, die Ethnographie, die Geographie, die Chemie, die Medizin und die Mathematik – ebenfalls als Statuen dargestellt werden.
Der Giebel wird durch drei Statuen abgeschlossen. Eine Statue befindet sich auf der Empore, die anderen positionieren sich zu beiden Seiten. Die rechte Skulptur stellt die Lehre dar und die linke verkörpert den Geist. Auf der Empore, in der Mitte erblickt der Betrachter die Statue einer Frau, zu deren Linken ein Löwe liegt. Sie wurde 1892 aus weißem italienischem Marmor gefertigt. Sie verkörpert die spanische Nation. In der rechten Hand hält sie einen Lorbeerkranz, dieser symbolisiert den Ruhm der spanischen Dichter und Denker.
Die Nationalbibliothek betreten die Besucher über eine prachtvolle und breite Freitreppe. Den Eingang umgeben die Statuen von Cervantes, San Isidoro, Antonio de Nebrija, Alfonso el Sabio, Lope de Vega und Luis Vives. Diese Statuen wurden ebenfalls 1892 aus weißem italienischem Marmor angefertigt. Die Statuen von Alfonso el Sabio und San Isidoro wurden von José Alcoverro und Amóros gefertigt, die von Cervantes durch Joan Vancell Puigcercós, die Statue von Lope de Vega durch Manel Fuxà Leal, die von Antonio de Nebrija durch Anselmo Nogues García und die Statue von Luis Vives wurde von Pere Carbonell Muguet erbaut.
Im Folgenden werden wir versuchen, die Bedeutung der Nationalbibliothek im Prozess der spanischen Nation-Building herauszuarbeiten. Dafür werden wir uns zunächst der Geschichte der Nationalbibliothek wenden; anschließend werden die Statuen, die sich im Eingangsbereich der Bibliothek befinden, beschrieben und die Bedeutung der darin dargestellten Erinnerungsorte für die Herausbildung einer nationalen Narrative in Spanien erörtert; im Fazit kommen wir zur eingangs gestellten Frage nach der Bedeutung der Nationalbibliothek und der Literatur für die Herausbildung einer nationalen Identität im Spanien der Nationalliberalismus zurück.
[1] Von Säulen getragene Halle als Vorbau an der Haupteingangsseite eines Gebäudes.
|