Philipp II. - zwischen Expansion und Zentralisierung politischer Macht
Philipp II. war Sohn Karls V. und Isabellas von Portugal.[1] Er erblickte 1527 in dem elterlichen Regierungssitz in Valladolid das Licht der Welt. Von einem Benediktiner wurde Philipp II. als „der allerkatholischste, umsichtigste und weiseste König“[2] Spaniens beschrieben. Der spätere Monarch regierte ab 1556 bis zu seinem Tode im Jahr 1598 über beinahe die halbe Welt. Seine Territorien wurden unter dem Terminus Monarquía Hispánica (dt.: „Spanische Monarchie“) zusammengefasst. Madrid machte er zu der Hauptstadt seines Imperiums.[3] Im Escorial kristallisiert sich heute ein bedeutender Teil der spanischen Geschichte heraus.
Philipp II. hatte über geographisch weit ausgedehnte Gebiete auf dem Globus zu regieren. Die nach ihm benannten Philippinen, die Niederlande, Italien, die iberische Halbinsel, sowie Amerika fielen unter sein Herrschaftsgebiet. Der Weg zu dieser Weltmacht wurde Philipp II. von seinem Vater, Karl V., geebnet. Jener hatte über das damalige Europa und die neu entdeckte Welt geherrscht.[4] Philipp II. erweiterte das Territorium seit seiner Inthronisierung im Jahr 1556 zu einem Imperium, das in dieser Größe und mit nur einem festen Regierungssitz noch nie zuvor bestanden hatte. Er zentralisierte das Weltreich und seine Macht, indem er auf der Basis eines komplexen Informationssystems einen Verwaltungsapparat entwickelte und das vorherrschende Regierungssystem revolutionierte.[5] Nur so konnte der König diesen Komplex überschauen, steuern und der Vielfalt an Kulturen und Untertanen gerecht werden. Er war ein Herrscher der Renaissance und des goldenen Zeitalters (sp.:Siglo de Oro). Durch Bürokratisierung, Gründung der Hauptstadt Madrid und Errichten eines festen Regierungssitzes konnte Philipp II. alle Entscheidungsbefugnisse in einem Ort konzentrieren: Im Escorial.
Der Monarch sah sich als Medium des Allmächtigen, der als König nichts weiter als ein Diener in höchstem Auftrag gewesen sei.[6] Er ging der Erfüllung seiner Pflicht, dem Volk gerecht zu werden, mit großem Verantwortungsbewusstsein nach.[7] Dafür arbeitete er mit eiserner Disziplin und Eifer. Diese Zielstrebigkeit hielt Philipp II. an seinem Schreibtisch in seiner Machtzentrale. Der Escorial stellte für den König einen Rückzugsort dar und erfüllte die Funktion eines kollektiven Erinnerungsmonuments für den Auftraggeber. Der Escorial versteinerte seine Person und seine Regierungszeit. Viele Eigenschaften von Philipp II. und seiner Herrschaft wurden zu den Eigenschaften des spanischen Volkes stilisiert.
Lesen Sie mehr:
[1] Vasold 2001: 7.
[2] Edelmeyer 2009: 32.
[3] Edelmeyer 2009: 27.
[4] Vasold 2001: 23.
[5] Berg 2008: 82; 88.
[6] Berg 2008: 92.
[7] Vasold 2001: 56.
|