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Wissenschaft und Technik im neuen Jahrhundert

Wissenschaft und Technik im 20. Jahrhundert

Werkzeugmaschinen-Laboratorium Wissenschaft und Technik werden im neuen Jahrhundert zunehmend stärker gefordert, dabei erweist sich der internationale Konkurrenzkampf nicht nur als sensibler Indikator, sondern auch als Motor für eine stete Verbesserung von Ausbildung und Erziehung.

Die erfolgreiche Bildungseinrichtung, ab 1909 endlich den Titel "Ingenieur" verleihend, reagiert mit einer Vielzahl reformartiger Veränderungen: Einführung neuer Lehrpläne und Pflichtfächer, Laborpraktika für Maschinentechnik und Allgemeine Elektrotechnik, Angebot von Sonderfächern wie Wärmekraft-, Wasserkraft-, Werkzeugmaschinen, Hebezeuge, Eisenhochbau, Patentwesen, Gewerbehygiene und Unfallverhütung, Stenographie, Heimatliche Kunst- und Bauweise, Städtebau, Kaufmännische Betriebslehre, Volkswirtschaftslehre, obligatorische Vermittlung von Englisch oder Französisch, Trennung von Organischer und Anorganischer Chemie.

1909 eröffneter Nordbau

Auch die Gebäudesubstanz wird großzügig erweitert, damit können chemische-, maschinen- und elektrotechnische Labors und die Bibliothek neu eingerichtet werden. Schließlich entstehen weitere neue Strukturen: 1902 das Elektrische Prüfamt und die Materialprüfanstalt, aus der 1880 eingerichteten Festigkeitsprüfanstalt hervorgegangen, 1909 das Weinuntersuchungsamt, 1912 die Staatliche Gewerbelehrer-Bildungsanstalt, 1914 eine Lehrlingsschule als Übungsschule für die praktische Pädagogik, 1914 eine Abteilung für Textilingenieure.

 

1911 feiert die Anstalt ihr 75jähriges Jubiläum.

Trauerhalle

Der erste Weltkrieg schlägt schmerzhafte Wunden in den blühenden Lehrbetrieb, die Bilanz: erhebliche Reduzierung des Unterrichts, Einrichtung von Not- und Kriegsteilnehmerlehrgängen und leider auch der Verlust von 187 Angehörigen, die den "Opfertod für das Vaterland" starben.

 

C. von Bach Inmitten der vielen Bemühungen, die Not der Nachkriegszeit zu lindern, erweist sich die Gründung einer "Gesellschaft von Freunden der Gewerbeakademie, Bauschule, Maschinenbauschule, Färbereischule und Gewerbelehrer-Bildungsanstalt" im Jahre 1921 auf Anregung des ehemaligen Schülers C. von Bach, Professor des Maschineningenieurwesens an der TH Stuttgart, als besonders nützlich. Dadurch erhalten die Sammlungen, die Laboratorien sowie die Bücherei fördernde Unterstützung, in Gemeinschaft mit dem "Industriellen Beirat" wird auch auf die Verbesserung der Ausbildung Einfluß genommen.

Zeichensaal der Akademie

Ab 1929 tritt an der - nun Staatliche Gewerbeakademie Chemnitz genannten - Bildungsstätte eine Reihe neuer Bestimmungen in Kraft, die Gliederung in Abteilungen betreffend, so existieren nun

  • die Abteilung für Maschineningenieure (A),
  • die Abteilung für Chemiker (B),
  • die Abteilung für Architekten (C),
  • die Abteilung für Elektro-Ingenieure (D),
  • die Abteilung für Textil-Ingenieure (E),
  • die Gewerbelehrer-Bildungsanstalt,
  • die Bauschule,
  • die Maschinenbauschule,
  • die Färbereischule.

Gleichzeitig werden spezifische Fachgruppen mit dem Ziel eingerichtet, das Ausbildungsniveau weiter zu erhöhen; auf diese Weise festigt die Einrichtung ihre Sonderstellung zwischen technischer Mittelschule und Hochschule. Als Ausdruck außerordentlicher Wertschätzung über die gediegene Verbindung zwischen "praktischem Einschlag und weitgehender wissenschaftlicher Schulung" erfolgt 1929 erneut eine Namensänderung in Staatliche Akademie für Technik.

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Die Vorbereitung des zweiten Weltkrieges und die damit einhergehende nationalsozialistische Ausrichtung bleiben nicht ohne Reflexion. Die künftigen Ingenieure "auf ihre höchste Aufgabe" vorzubereiten, heißt deshalb: Intensivierung der körperlichen Ertüchtigung, der politischen Grundschulung und der Fachschaftsarbeit, Tätigkeit in der SA und anderen Gliederungen der NSDAP, Einschränkung des Pflichtunterrichtes sowie Einrichtung der Unterabteilung für Auto- und Flugzeugbau sowie für Feinmechanik.

Auch erfahren die Forschungsarbeiten eine strenge Polarisierung zur "Förderung der Hauptprogramme der Reichsregierung". Im Kollegium des Lehrkörpers werden schließlich jene vom Dienst suspendiert, die diesem Regime ihre Dienste verweigern. Einige mutige Studenten bezahlen ihren Widerstand mit Bestrafung oder enden schließlich im Gefängnis bzw. im Konzentrationslager. Im Februar 1945 wird der nur spärlich aufrechterhaltene Lehrbetrieb endgültig eingestellt, wenig später legen anglo-amerikanische Bomberverbände die Bildungsstätte in Schutt und Asche.