Handlungsempfehlungen für Akteure im sächsisch-tschechischen Grenzraum
Dr. Radka Holeckovas Doktorarbeit über sächsisch-tschechische Unternehmenskooperationen ist mit Hilfe der Sächsisch-Tschechischen Hochschulinitiative in tschechischer Übersetzung erschienen
Im Ausland überkommt nahezu alle Menschen ein Gefühl der Fremdartigkeit. Woran liegt das? Es ist das Resultat der wahrgenommenen Unterschiede: gesellschaftliche und kulturelle, insbesondere bezüglich Mentalität und Sprache. Zu dieser Erkenntnis kommt Radka Holeckova in ihrer Doktorarbeit zum Thema "Psychische Distanz und grenzüberschreitende Kooperation. Eine empirische Untersuchung der Kooperationsbereitschaft sächsischer und tschechischer Unternehmen". In ihrer Arbeit befasst sie sich mit der Bedeutung von persönlichen Einstellungen kleinerer und mittelständiger Unternehmen gegenüber dem ausländischen Markt und stellt Konzepte zur Erhöhung der Kooperationsbereitschaft vor. Sie schlägt zur Überwindung des Gefühls der Fremdartigkeit - der psychischen Distanz - eine adäquate Vermittlung und Erklärung der kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede vor. In Form von grenzüberschreitenden Seminaren, Trainingseinheiten, Messen, Ausstellungen und Jobbörsen sollen Vorurteile und Skepsis abgebaut werden. Eine langfristige Erhöhung der Kooperationsbereitschaft zwischen Unternehmen in Grenzgebieten kann durch zweisprachige Kindergärten, gemeinsame Freizeitgestaltung und regionale Beratungsunternehmen mit kompetenten Ansprechpartnern realisiert werden, so einige der Ergebnisse.
Die Dissertation, die im Dezember 2006 an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Chemnitz eingereicht und mit "summa cum laude" begutachtet worden war, wurde jetzt auch in Prag veröffentlicht: "Psychicka distance a internacionalizace malych a strednich podniku" heißt das Buch. Die Verfasserin Radka Holeckova, mittlerweile verheiratete Hodicová, erhielt für diese Arbeit den Preis der Commerzbank. Dass diese Arbeit nun auch in der Muttersprache der Verfasserin erscheinen konnte, ist das Verdienst des Ziel3-Projektes "Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative" (STHI), das seit 2009 an der TU Chemnitz und den beiden tschechischen Partnern in Usti nad Labem und Plzen durchgeführt wird. Eines der Teilprojekte der STHI lautet "Übersetzung und Herausgabe herausragender Dissertationen mit sächsisch-tschechischer Thematik".
In den letzten Jahren sind an sächsischen Universitäten mehrere herausragende Dissertationen von tschechischen Nachwuchswissenschaftlern in deutscher Sprache erschienen. Bei einigen ist es von der Thematik her wünschenswert, diese auch in der tschechischen Sprache zu publizieren, um dem Tschechischen als Wissenschaftssprache stärker Rechnung zu tragen. Ebenso sollten hervorragende tschechische Publikationen ins Deutsche übersetzt werden. Da solche Übersetzungen in der Regel sehr kostenaufwändig sind, werden sie noch immer viel zu selten realisiert. Wie Ilona Scherm, die Koordinatorin der STHI an der TU Chemnitz erklärt, sei es der ausdrückliche Wunsch des im letzten Jahr verstorbenen Projektleiters Prof. Dr. Peter Jurczek gewesen, dass die Arbeit von Radka Hodicova, die er in ihrer Entstehung aufmerksam verfolgt habe, im Rahmen des Projektes übersetzt und so auch einem Interessentenkreis aus Wirtschaft und Wissenschaft in der Tschechischen Republik zugänglich gemacht werde. Auch die "Doktormutter" von Radka Hodicova, Prof. Dr. Cornelia Zanger, Inhaberin der Professur für Marketing und Handelsbetriebslehre, freut sich, dass nun auch eine tschechische Fassung dieser für die Praxis so relevanten Dissertation vorliege, liefere diese doch konkrete Handlungsempfehlungen für Akteure der Unternehmenskommunikation im sächsisch-tschechischen Grenzraum.
Bibliographische Angaben: Hodicova, Radka: Psychicka distance a internacionalizace malych a strednich podniku. Empiricke setreni na prikladu sasko-ceskeho pohranici. Prag (Grada Publishing) 2011. ISBN 978-80-2473939-7.
Weitere Auskünfte erteilen Prof. Dr. Cornelia Zanger, E-Mail c.zanger@wirtschaft.tu-chemnitz.de, und Ilona Scherm, E-Mail ilona.scherm@phil.tu-chemnitz.de.
Informationen zum Ziel3-Projekt "Sächsisch-Tschechische Hochschulinitiative": http://www.sthi.eu
Mario Steinebach
05.07.2011