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Tag5: Porto und Lissabon

Tag 5: Porto und Lissabon, 25. März

Der letzte Tag unserer Exkursion führte uns wieder zurück in die Hauptstadt Portugals. Hier bestätigten sich die gemachten Erfahrungen aus Porto: Bei einer kleinen Führung durch die Stadt mit DAAD-Sprachassistent Conrad Schwarzrock (Universidade de Lisboa) konnten wir die Gentrifizierungsmuster aus Porto wiedererkennen. Immer mehr leere und kaputte Häuser wurden hier für den Tourismus renoviert und erneuert. 


Mit DAAD-Sprachassistent Conrad Schwarzrock in Lissabon
Unsere Führung stieß uns auch auf die Frage, wie die Portugiesen in den Jahren, in denen die Troika das Land zu vielen Kürzungen zwang, mit den daraus folgenden sozialen Problemen umgegangen sind. Wir besuchten das Begegnungszentrum RDA69 in Anjos, welches sich 2010 im Zuge der Anti-Austeritätsprotesten gebildet hatte. Hier fanden linke politische Gruppen, kulturelle Initiativen und andere Vereine eine neue Heimat. Das Projekt startete mit einer Art Begegnungszentrum: Eine Räumlichkeit mit einer kleinen Bühne, gemütlicher Sitzecke, Kickertisch, Bar und Backofen.

  
Im RDA69


Es ist ein Treffpunkt für Einheimische, Touristen, Erasmusstudenten, Künstler und allen Menschen, die Lust auf ein entspanntes Umfeld haben. Diskussionsrunden, Theaterstücke, gemeinsam kochen oder Fahrrad reparieren – es ist ein Ort, an dem jeder seinen Interessen nachgehen kann und andere in ihren Ideen und Plänen unterstützen kann. Teil des Zentrums war auch eine frei zugängliche Bibliothek.

  
In der Bibliothek des RDA69 im Lissaboner Stadtteil Anjos


Hier konnten wir in Kontakt mit den Initiatoren kommen und gleichzeitig eine Ausstellung von politischen Plakaten aus der Krisenzeit besichtigen, wobei wir auch ein Plakat unserer Stadtführerin Gui aus Porto entdeckten. Weiteren Themen waren gesammelte politische Plakate zu Themen wie Massentierhaltung oder Abtreibung. Diese Bibliothek läuft seit einem halben Jahr unter dem bereits bestehenden Langzeitprojekt „RDA69 Lisboa“. Die Bibliothek wird mit Büchern gefüllt, die von Leuten aus aller Welt abgegeben werden. Sie wächst täglich und es bleibt kaum Zeit alle Bücher sofort zu katalogisieren. Jeder arbeitet ehrenamtlich neben seinem eigentlichen Broterwerb. 

  

Nicht nur das Begegnungszentrum ist ein Ort für gemütliches Beisammensein – es finden in der Bibliothek regelmäßig Ausstellungen und Diskussionsrunden statt. So auch an dem Tag, als wir zur Besichtigung dort waren. Die Krise hat zwar viel Schaden angerichtet, doch wir bekamen das Gefühl, dass sich die Zivilgesellschaft auch weiterentwickelt hat und sich eine gewisse Protestkultur bilden konnte. Vielleicht war die neue linke Regierung, die versucht, die Folgen der Kürzungen abzumildern, auch eine Folge dieser sozialen Bewegungen. 
Anschließend setzten wir unseren Stadtspaziergang fort und haben diesen mit einem Zwischenstopp im Park verknüpft, wo unsere Abschlussrunde stattfand. Die Teilnehmer der Exkursion zogen eine durchweg positive Bilanz, insbesondere das ausgewogene Verhältnis von Programm und Freizeit, sowie die sehr komfortablen Unterkünfte wurden lobend erwähnt.


Abschlussrunde im Jardim da Cerca da Graça, Lissabon
Einige Teilnehmer verabschiedeten sich nach der Abschlussrunde, um ins Fußballstadion zu fahren, wo an dem Abend ein Länderspiel zwischen Portugal und Ungarn stattfand. Der Großteil der Gruppe setze den Stadtrundgang mit Thomas Weißmann und Conrad Schwarzrock fort und besuchte vor Einbruch der Dunkelheit noch einige historische Orte wie beispielsweise die Igreja de São Domingos. Ebenso ging es durch kleine Gassen im Zentrum Lissabons, in der eine angespannte Wohnungssituation herrscht, die eine negative Folge des aufkommenden Touristenanstiegs ist, weil sehr viel Wohnraum über Plattformen wie Airbnb angeboten und Wohnfläche damit immer knapper und teurer wird. Um 20 Uhr war die Exkursion offiziell beendet.


Ein letztes Gruppenfoto im Jardim da Cerca da Graça, Lissabon

(Anna-Maria Bertko, Swantje Ehlers, Bettina Stenkamp, Rob Wessel, Fotos: Thomas Weißmann und Conrad Schwarzrock)