Dr. Manuel Peters: „Bildung, Erinnerung und Zugehörigkeit im postkolonialen und postsozialistischen Raum - rassismuskritisch-dekoloniale Perspektiven“ (Habilitationsforschung) (2022-laufend)
In meiner kumulativ angelegten Habilitationsforschung untersuche ich die Verflechtung postkolonialer und postsozialistischer Gesellschafts- und Zugehörigkeitskonzepte und deren Machteffekte in unterschiedlichen Settings. Die untersuchten Settings reichen von der theoretischen Reflexion und rekonstruktiven Forschung im Kontext von Subjektivierungs- und Bildungsprozessen über institutionelle Praktiken und imaginative Geographien im Kontext von Migration / Mobilität und kollektiver Erinnerung. Eine rassismuskritisch informierte, post-normativ-normative bildungstheoretische Perspektive dient dabei der Theorisierung und reflexiven Befragung der Konzepte und untersuchten Verhältnisse. Die Fokussierung von Prozessen der Herstellung von Erinnerung und Nicht-so-Zugehörigkeit im postsozialistischen und postkolonialen Raum, also innerhalb relationaler Gesellschaftsprojekte, ist wesentliches verbindendes Element der einzelnen theoretischen und empirischen Untersuchungen.
Dr. Felix Hoffmann: Zwischen Exklusion, Integration und Inklusion - Zu den praktischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten von Alteritätspolitik in Chemnitz (DFG) (aktualisiert 16.06.21)
Nach der Flüchtlingsschutzkrise von 2015 in Deutschland ist die Frage hoch umstritten, wie Integration und Teilhabe von Geflüchteten und Migrant*innen erreicht werden kann oder ob dies überhaupt erwünscht ist. Widerstand gegen gesellschaftliche Pluralisierung führte 2018 zu gewaltvollen Ausschreitungen in Chemnitz. Dennoch sind hier ebenfalls starke Netzwerke zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, Politiker*innen und lokaler Administration zu beobachten, die sich um inklusive Alteritätspolitik und damit um politische Teilhabe von und mit Geflüchteten und Migrant*innen bemühen. Diese Akteure sind bislang sowohl medial als auch wissenschaftlich ignoriert worden. Das Projekt fokussiert die lokalen Konfliktdynamiken und fragt nach den praxis‐logischen Grenzen, Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik, die im relationalen Konfliktverhältnis mit verschiedenen Formen identitätsbasierter Politik steht. Hierzu wird ein innovativer analytischer Ansatz in Bezug auf praktische Logiken im Konflikt zwischen Abgrenzung, Kampf, Konkurrenz und entgrenzend-wechselseitigem und damit antwortfähigem Polylog zum Einsatz kommen. Die Arbeitshypothese fokussiert die praxis-logische Schwäche von Alteritätspolitik im relationalen Konfliktverhältnis zu identitätsbasierter Politik: Aggressiv identitäre, offizielle Integrationspolitik und auch emanzipativ orientierte Identitätspolitik können einseitig praktiziert werden, indem andere in abgrenzende Kampf- und Konkurrenzverhältnisse gebracht werden oder in Reaktion auf entsprechende Dynamiken. Alteritätspolitik hingegen ist auf ein freiwilliges und wechselseitiges Hinterfragen sozio-kultureller Identifikationen angewiesen, in entgrenzenden Praktiken wechselseitig antwortfähigen Polylogs. Mit dem Ziel, detaillierte Daten zu den verschiedenen Konfliktdynamiken zu generieren, wird eine multidimensionale Methodologie der Multi-Sited-Ethnography angewandt. Teilnehmende Beobachtungen werden in den verschiedenen privaten, öffentlichen, politischen und administrativen Netzwerken und in den alltäglichen Aktivitäten der organisierten Zivilgesellschaft beginnen, die Geflüchtete und Migrant*innen unterstützt. Hier werden vor allem Bedingungen und Möglichkeiten inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein. Des Weiteren werde ich mich politischen Kontaktzonen annähern, an denen Befürworter*innen und Gegner*innen von Integrationsthemen aufeinandertreffen. Hier werden vor allem Begrenzungen inklusiver Alteritätspolitik zu beobachten sein.
With the refugee-protection crisis of 2015 in Germany, the question of how the integration and participation of refugees and migrants can be achieved or if it is desirable at all, is highly contested. Resistance against a pluralizing society resulted in violent outbursts in Chemnitz in 2018. However, there are also strong networks of civil society actors, politicians, and the local administration to be observed who struggle to promote inclusive and thus participatory alterity-politics. These actors have been largely ignored by the media and academia. The project is focussing the local conflict-dynamics, asking for the practice-logical limitations, conditions, and possibilities of inclusive alterity politics in conflictual relation with various forms of identity-based politics in Chemnitz. An innovative analytical approach of logics of practice in conflict between combat, competition, and mutually response-able polylogue will be applied. The working-hypothesis focusses the practice-logical weakness of alterity-politics in conflictual relation with identity-based politics: Aggressive identitarian, governmental integration politics as well as emancipative identity-politics can be practiced one-sidedly by engaging others (or being engaged) into bordering, combatant, and competitional relations. Alterity-politics by contrast requires a voluntary and mutual questioning of socio-cultural identifications from the start, in debordering practices of mutually response-able dialogue. In order to provide in-depth data on the various conflict-dynamics, a multidimensional methodology of multi-sited-ethnography will be deployed. Participant observation will begin in the various private, public, political, and administrative networks and everyday activities of organized civil society, which supports and collaborates with refugees and migrants. Here, mainly conditions and possibilities of inclusive alterity-politics will be observed. I will also approach political contact zones, where proponents and opponents of integration-matters engage each other. Here, mainly limitations of inclusive alterity-politics will be observed.